Von Nebelmomenten und Vogelliebe im Rothaargebirge

Forstwald soweit das Auge reichte. Die Wege dazwischen muteten an wie Adern in einem großen Geflecht. Hier sahen wir viele Tierspuren, der Puls des Waldes sozusagen. Auch wir nutzten als Wandernde natürlich diesen Schnellweg durch das Braungrün des Rothaargebirges, waren heute für die knapp 20km zügig unterwegs und atmeten hinein in die glitzernden Regentropfen.

Edergrund im Nebelgewand
Baumpilz mit Blick auf die Eder

Der Edergrund bei Hochwasser

Wir haben diesen Rundweg ausgesucht, um die Eder nahe ihres Ursprungs kennenzulernen. Der höchste Punkt der Tour versprach eine weite Aussicht in unergründliche Nadelwälder, am Edergrund erwartete uns der mäandernde Fluss. Und heute zeigte er sich von seiner ganz ursprünglichen Seite: Durch das Hochwasser trat er über seine Ufer, überschwemmte Wiesen und umschmeichelte Baumwurzeln. Und trotz des regnerischen Tages hatten wir vergleichsweise Glück und nur ab und an tropfigen Sprühregen.

Wilde Eder im Hochwasser
Querung fast nassen Fußes

Meine Füße wollen laufen

Wir begannen unsere Tour in Altenteich (anders als die Tour bei komoot startet), hier versprach eine kleine Brücke uns von der Überlandstraße zum Wanderweg zu führen. Auf geschotterten Wegen liefen wir im Edergrund entlang. Ein Blick an die Hänge zeigte uns immer wieder große Brachflächen, in denen der Borkenkäfer und die Hitze der letzten Jahre gewütet hatte. Nebel legte sanft seine Decken darüber, es war mystisch.

Bald überquerten wir einen kleinen Bach, der an diesem Tag eine echte Herausforderung war, doch schließlich fanden wir etwas flussabwärts eine passierbare Stelle und hofften, dass dies die nasseste Passage für heute war. Wir sollten Recht behalten, denn der Weg führte bald leicht bergauf, weg vom Wasser, weg vom Hochwasser. Unser Atem ging stoßweise, die Füße flogen fast über die Wege. Bin ich sonst keine große Freundin leichter Wege, half mir die Wanderung heute einfach dabei, mich in kurzer Zeit ordentlich auszupowern. Wir liefen die Runde im Uhrzeigersinn, sodass wir erst im letzten Drittel der Tour zum NSG Rothaarkamm und Wiesentäler kamen.

Matschige Angelegenheit
Road love

Vogelliebe im NSG

Hier oben fand ich noch mehr von meinem geliebten Nebel, der das Ruhrgrau zu einem spannenden Farbton mit mystischen Flair werden ließ. Tannenmeisen piepten fröhlich in den säumenden Bäume, Wildschweinwühlspuren ließen uns extra laut trampeln und dann hörten und sahen wir sie: Tausend und abertausende Stieglitze flogen über unseren Köpfen hinweg. Was für ein Schauspiel! Was für eine Naturgewalt! Es waren so viele, dass wir erst dachten, es wären Stare, doch bei genauerem Hinschauen hatten sie absolut nicht deren Gefieder. Sie blieben kaum sitzen, waren sehr scheu, wir kamen nicht nah genug an die Vögel heran, um sie genauer betrachten zu können. Mit viel Geduld und Ruhe fanden wir dann irgendwann heraus, dass dieser riesige Schwarm, diese Bucheckern fressenden, süßen, mit ihren Flügeln rauschenden Waldmarodeure wohl Stieglitze sein mussten, die sich in einem richtig großen Schwarm zusammengefunden hatten und dieses NSG als ihre Hood markierten.

Solche Begegnungen mit wilden Tieren machen mich ehrfürchtig und dankbar, dass ich das erleben darf. Wir gingen langsam weiter, da uns kalt wurde – gerne hätte ich die kleinen Schimpfer noch weiter beobachtet.

> Mehr über den Stieglitz, auch Distelfink genannt, findet ihr beim NABU.

Stilleben
Nebel am Aussichtspunkt

Als wir wieder an unserem Startpunkt ankamen, fühlte ich mich erfrischend ausgepowert, mit regnerisch erfrischt und grinsend über beide Ohren, da wir so ein tolles Vogel-Spektakel haben miterleben dürfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert