Schwer drückt das Gewicht der Felsen auf die riesige kühle Steinsäule, die ich kurz berühre, um auf dem Schotter nicht wegzurutschen. Wahnsinn, was hier als ehemaliger Steinbruch und heutige Kletterarena geschaffen wurde. Und Wahnsinn, dass es hält, obwohl der Berg so unterhöhlt wurde.
Die riesigen Hallen im Bosco Caproni haben wir wandernd von der Altstadt Arcos am Gardasee aus erreicht. Insgesamt hat diese Tour nur gute 5km, dabei gibt es jedoch auf kleinstem Terrain viel zu entdecken.
Wir hätten natürlich auch direkt im Wald, im ‚Bosco‘, aus Oliven, Eichen und Kastanien starten können, aber es hat wirklich seinen Reiz, erst an der Sarca entlang zu laufen, ein wenig durchs Örtchen San Martino zu schlendern und dann mit wenigen Höhenmetern die Hallen zu erklimmen.
Sobald wir an der ersten Höhle angekommen waren, konnte ich nicht aufhören zu staunen. Hier wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Stein Oolith abgebaut und vor allem für die Bildhauerei verwendet. Aber auch Entwässerungssysteme konnten hervorragend aus diesem Stein gebaut werden. Der Name Caproni kommt übrigens vom einstigen Luftfahrtingenieur Gianni Caproni, dem diese Gegend gehörte.
Im Ersten Weltkrieg wurde die Gegend mit ihren Höhlen als Luftschutzbunker genutzt.
Aus den Höhlen in die Schützengräben von Vastrè
Wenn man unterwegs ist, gibt es neben den normalen Wanderzeichen irgendwann links hinauf auch so unauffällige Holzschilder, denen ihr unbedingt folgen solltet, wenn ihr die Tour macht. Nur die führen einen zu den Höhlen und danach immer höher und weiter zu den ehemaligen Schützengräben der ÖsterreichischenTruppen. Mein GPS hat in der Gegend nicht so einwandfrei funktioniert, ich wäre fast der normalen Beschilderung gefolgt und der Weg bleibt unten im Tal.
Wir wanderten also immer weiter hinauf durch den Wald und kamen so bald zum Case Caproni, ein unscheinbares Haus, das an bestimmten Tagen Besucher mit Veranstaltungen lockt. Jetzt waren wir aber die einzigen hier oben und konnten in Ruhe den Blick ins Sarcatal genießen.
Heute wandeln wir für unseren Freizeitgenuss durch die Schützengräben von Vastrè, die Aussicht ist natürlich formidabel- jetzt schieße ich hier Fotos, damals schossen sie mit anderen Kalibern. Die Vorstellung ist beängstigend bzw. verwirrend. Ähnlich empfand ich es schon, als ich die Klettersteigrunde am Cima Rocca machte und mit Stirnlampe durch die alten Tunnel kraxelte. Krieg ist ja sowas Bescheuertes!
Bald neigte sich der Weg wieder etwas hinab, unter uns sahen wir auch bald schon den Olivenwald, durch den wir hochgestiegen sind. Durch die vielen Aussichtsstopps haben wir etwas länger gebraucht als die Tour veranschlagt war, aber diesmal hat’s mich nicht gestört.
Wir flanierten wieder an der Kirche von San Martino vorbei, von hier hat man einen phantastischen Blick auf den Klettersteig Colodri.
In Arco wartete auf uns natürlich schon das obligatorische Eis. La dolce vita, so schön!