Unterwegs auf dem Brückensteig Müngstener Brücke
Werbung// Unsere Gruppe bestand aus 13 Personen, es dauerte also etwas, bis sich alle in die Vierpunkt-Gurte mit Walkie-Talkie und Helm bugsiert hatten – unsere Guidin Severine checkte bei uns allen einmal die Karabiner und dann gings mit Geklimper und Gequatsche los zu einem der Brückenfüße.
Die Müngstener Brücke ist Europas höchste Eisenbahnbrücke und erstaunlich beeindruckend in ihrem tonnenschweren Gewand auf einer Länge von 465m. Sie wurde von 1895-97 gebaut, um in Konkurrenz mit dem Eiffelturm zu treten – sie ist tatsächlich 135 m länger, als der Pariser Turm hoch ist. Heute ist uns aber leider(?) der Pariser Turm deutlich geläufiger als diese Brücke im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen.
Erklimmung von Europas höchster Eisenbahnbrücke
Mit ihren 107m am Scheitelpunkt musste ich schon sehr meinen Kopf in den Nacken legen, um der darüberfahrenden S-Bahn nachzublicken. Ein wenig wackelte auch die gesamte Konstruktion, mal sehen, wie sich das anfühlen wird, wenn meine Gruppe dann auf der Brücke selbst unterwegs ist.
Wir begannen unsere Tour mit einer Übungsroute, um die Sicherung kennenzulernen. Gesagt, getan. Und dann konnte es auch schon losgehen mit den vielen, vielen Stufen. Wie Ameisen klommen wir am Brückenpfeiler aus Stahl empor, hintereinander, Hintern immer auf Augenhöhe des Vordermanns. Da Nico und ich als letzte der Gruppe die Brücke hochstiegen, hatten wir eine Premiumaussicht auch wieder hinunter. Die Stufen sahen echt steil aus, aber es waren am Ende gut gesicherten Treppen mit einem echt hohen Geländer, sodass ich mich total entspannt und sicher fühlte. Natürlich sind wir auch klettersteigerfahren und mögen diese Eisenwelt, aber ich glaube, auch alle anderen haben es genießen können.
Die Route verläuft so, dass wir als Gruppe an einem Brückenfuß starten, am Scheitelpunkt oben auf die andere Seite hinüberklettern und dann zur selben Seite wieder hinabsteigen, aber natürlich am zweiten Brückfuß. Man läuft also einmal alle Treppen hoch und dann alle Treppen hinunter. Das Spannende ist die Traverse am Scheitelpunkt.
Die Bohlen-Traverse am Scheitelpunkt der Müngstener Brücke
Alle 20 Minuten ratterte über unsere Köpfe ein Zug hinweg, beim ersten gruben sich meine Finger instinktiv ins Brückengeländer in Erwartung von arg wackelnden Eisenarmen, aber die Erschütterung war erstaunlich harmlos und umso faszinierter konnte ich einfach die weiteren Züge von unten beobachten – wann hat man schon diese Chance?!
Ganz oben am Scheitelpunkt der Müngstener Brücke, auf 107m über der Wupper, konnten wir uns alle einmal entscheiden, ob wir über die Holzbohle mit Seilversicherung balancieren wollten oder sicher über das Plateau gehen wollten – unsere Gruppe war mutig, sodass alle (manche brauchten nur ein wenig gutes Zureden) über die Holzbohle liefen und sich an der gegenüberliegenden Seite grinsend abschlugen. Richtig nice und in meinem Bauch hat es ein bisschen getanzt, als ich weit unter mir die Wupper erblickte.
Während wir versuchten, so manche Umlenkung zu kapieren (mit den Karabinern ist das nicht immer so einfach), erläuterte unsere Guidin Severine noch viele weitere Details zum Brückensteig und dieser wahnsinnigen Konstruktion, schoss von uns Fotos und verbreitete gute Laune bei denen, die noch immer etwas unsicher ob der Höhe waren.
Das Tal der Wupper war hier wunderbar waldig – natürlich sehr typisch fürs Bergische Land, aber aus dieser Perspektive hatte ich es noch nie gesehen. Unter uns flogen zwei Enten dem Wasserlauf nach und verschwanden laut gackernd im nahen Ufergras. Die Gesichter der Wandernden am Ufer konnten wir von hier oben nur erahnen, sahen sie doch wie Spielfiguren aus. Im Sommer muss es hier oben besonders lustig sein, wenn die Liegewiese unten voll mit diesen winzigen Menschen ist.
Das ist auch der Grund, warum keine, aber auch wirklich gar keine Gegenstände mit auf den Brückensteig genommen werden dürfen. Nur ein Taschentuch und ein Handy in einer extra Hülle dürfen mit rauf genommen werden – reine Sicherheitsmaßnahme, damit es niemandem auf den Kopf fällt.
Der Wald hier war zum Zeitpunkt unseres Besuchs noch nicht ganz aus seinem Winterschlaf erwacht, was dem Ganzen eine mystische Stimmung verlieh. Ich genoss die tolle Aussicht hier oben, lauschte der Wupper unter mir und konnte gut verstehen, dass die Müngstener Brücke Anwärterin ist, ein UNESCO Weltkulturerbe zu werden.
Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, wirkte die Brücke nicht mehr so steil und hoch wie noch vor dem Aufstieg. Jetzt war sie mir bekannt und ich war durch die vielen Fakten, die wir über sie erfahren haben, noch faszinierter von dieser riesigen Stahlkonstruktion. Und damit noch mehr Menschen dieses faszinierende Bauwerk kennenlernen, während des Brückensteigs oder drumherum wandernd, habe ich unsere Tour verbloggt.
Der Brückensteig ist für alle was, die Treppen steigen können. Hier muss man nicht klettern, sondern vor allem wird man durch den Gurt und Helm gesichert. Die geführte Runde ist nicht ganz günstig, aber natürlich ein einmaliges Erlebnis.
Wer hoch, aber nicht auf die Brücke möchte, findet einige schöne Wanderwege auch um den Müngstener Brückenpark herum. Ein Abstecher zu Schloss Burg lohnt sich dabei auch immer.
//Die Tour habe ich privat gemacht, es gab keine Kooperation mit dem Brückensteig. Der Beitrag ist aber als Werbung markiert, da ich auf die kommerzielle Seite des Brückensteigs verweise.