e-hiking-Header-Outdoormaedchen

Bergsport 2.0 – Oder wie ein Exoskelett den Outdoor-Sport revolutionieren könnte

Wie wäre es, wenn Du über Deine Grenzen hinaus Bergsteigen könntest? Wenn es nicht um das Limit Deiner Muskeln geht, sondern da ein Mehr ist? Was ich mittlerweile tagtäglich mit den eBikes auf den Radwegen meiner Region sehe, ist auch für den Bergsport gar kein Gedanke mehr, der so weit weg ist: elektrische Unterstützung fürs Wandern, Bergsteigen, Skifahren & Co.? Gibt es natürlich schon, kommt natürlich aus dem Militär, ist aber bereits auch für den Breitensport zu haben und wird meiner Meinung nach bald die Outdoor-Welt revolutionieren.

Mehr Muskelkraft mit dem Exoskelett, das Militär macht’s vor

Zweimal mehr tragen, doppelt so schnell sein wie zuvor – das klingt nach perfekten Bedingungen für Entwickler, die im militärischen Bereich ihre Soldaten optimieren wollen. Daher gibt es schon seit Beginn der Industrialisierung Bestrebungen, eine solche unterstützende Maschine für den menschlichen Körper zu entwickeln. Doch natürlich waren diese Exoskelette immer verdammt schwer und nicht einfach zu handhaben. Zudem sollte die Maschine quasi wie ein Anzug angezogen werden und die eigenen Bewegungen erkennen und verstärken – eine immense Herausforderung! In den 1960er Jahren war der erste, ultraschwere Prototyp dann entwickelt. Aber bis es zu einem smarten Daily-Begleiter werden würde, vergehen noch Jahrzehnte. (Eine ausführliche Entwicklungsgeschichte gibt’s bei Wikipedia).

Aber nicht nur für den militärischen Bereich ist solch ein ‚Powered Exoskeleton‘ gefragt, auch Rettungskräfte wie die Feuerwehr können mit ihren tonnenschweren Ausrüstungen gut jedes bisschen Kraft an Unterstützung gebrauchen, um Menschenleben zu retten und Umweltkatastrophen einzudämmen, und somit einen sinnvollen Beitrag leisten.

E-Hiking oder e-Skiing für mehr Erlebnisse im Bergsport

Und was bedeutet das für die Outdoorbranche? Wird es bald eine Welle der e-Hiker geben, nachdem die Radwege mit Elektromobilen geflutet wurden? Ich glaube schon, denn die Erleichterungen, die so ein Exoskelett mit sich bringt, können Vieles ermöglichen.

Ich meine, was wäre, wenn Du eine Knieverletzung hast, und keinen gescheiten Muskelaufbau mehr betreiben kannst? Immer Knieschmerzen sind ein Knock Out Kriterium für die Wanderwelt. Wenn Dein lädiertes Knie nun etwas Unterstützung bekäme, entlastet würde, wäre das nicht ein Traum? Es gäbe ganz neue Möglichkeiten des Trainings.

Oder noch beliebter als der Sommer in den Bergen ist die kalte Jahreszeit mit ihrem vielen Schnee. Eine Saison ohne Skifahren, nur weil ein Knie Probleme macht? Das könnte der Vergangenheit angehören, wenn ein ganz kleines bisschen Entlastung Großes bedeuten kann. Mehr Training durch e-Unterstützung, mehr Abfahrten durch Akku-Power. Ein Traum vieler Powder-Fans. Und sogar schon fast Wirklichkeit.

Bei meinen Recherchen bin ich auf das Unternehmen ‚Roam Robotics‘ aus San Francisco gestoßen. Es stellt bereits genau diese Form von Knie-Orthesen für unterschiedliche Anwendungsgebiete her. Ihre Produktfilme erwecken Träume, denn alles ist möglich, oder, wie sie selbst schreiben: „We all dream of places to go, things to do – or do again – but our body has its own natural barrier.“


Das große ‚Aber‘ – ein kurzer kritischer Blick

Die Vorstellung, selbst einmal so ein Exoskelett tragen zu können, fasziniert mich schon enorm, auch ganz ohne Knieprobleme. Was nur dabei möglich wäre! Welche Touren und Gipfel ich meistern könnte. Und dennoch, ich bin ein großer Fan der eigenen ‚ehrlichen‘ Leistung.

Ich kann sehr gut verstehen, wenn es im medizinischen Bereich eine extrem gute Idee ist so eine Orthese anzuwenden, Menschen wieder zum Laufen zu bringen. Aber beim regulären Bergsport? Da geht es doch um mehr als nur die reine Fortbewegung. Es geht um Geländebeschaffenheit, Erfahrungen mit dem Wetter, der Situation. Ich finde es bedenklich (im Wortsinne), wenn wir mehr Reichweite bekämen, aber vielleicht uns in solchen Höhen gar nicht auskennen und dann wieder die Bergrettung eingreifen muss. Das psychische Können muss einhergehen mit dem physischen.

Aber vielleicht bin ich da gerade auch etwas zu kritisch. In Mittelgebirgen kann so ein Exoskelett einfach zu längeren Tagestouren führen, vielleicht werden dann ja 20km Wanderungen zum Standard – man vergrößert wie beim eBike einfach seine Reichweite. Lernt die eigene Region nochmal mit neuen Augen und Schritten kennen – und trainiert nebenbei noch besser für lange Bergtouren.

Und wie seht ihr das? Ist die Idee des e-Hikings und e-Skiings zu erwarten oder noch zu abwegig?

2 Kommentare zu “Bergsport 2.0 – Oder wie ein Exoskelett den Outdoor-Sport revolutionieren könnte

  1. Hallo Corinna,
    Find die Geräte klasse.
    Ich war immer großer Verfechter von „by fair means“ für meine Unternehmungen und habe zumindest aufwärts immer auf Hilfen verzichtet und beim MTB war ich der Motor und auch etwas stolz, dass ich schiebend mehr Anerkennung bekam als E-Biker am Berg fahrend.
    Nach einem Schicksalsschlag und Nervendegeneration ab der Hüfte abwärts bin ich nach jahrelangen Bergsport und MTB aber auf die „Dinger“ gekommen. Ich probierte E-Bikes so lange ich noch ein paar Watt treten konnte und auch einen Myosuit aus der Schweiz. Quasi ein light assist E-Muskel für die Beine. Leider ohne langfristigen Erfolg.
    Meine Einstellung hat es jedoch komplett geändert. Es ist ein enabler für Menschen, die -aus welchen Gründen auch immer- sonst ausgeschlossen wären.
    Darüber wird ja mannigfach diskutiert: Hat ein „Flachlandtiroler“ was über 4000hm zu suchen mit Hilfe? Sind Sherpas ok??? Dies kann man drehen wie man will. Wichtiger als Leistungsfähigkeit sind m.E. die Einstellung zur Natur und das Berhalten darin: Rücksicht, Vorsicht und gute Planung gepaart mit Flexibilität sind wichtiger als was aus den eigenen Muskeln raus kommt.

    Und von diesen skills mangelt es leider auch einigen der fittesten, die ich am Berg traf und die ohne Hilfe auskamen.

    1. Hey Sascha,
      oh man, deine Geschichte klingt auch nach einem langen Prozess – Du hast echt meinen Respekt, dass Du Dich so umorientieren konntest. Das ist auch nicht ‚mal eben‘ gemacht und gedacht. Und ja, ich stimme Dir vollkommen zu – es geht mehr um die Gesamteinstellung und den Umgang mit der Natur. Das verstehen aber leider nicht alle am Berg und im Flachland^^
      Halt Du die Nase immer in den Wind und dem Sonnenaufgang entgegen!

      Lieben Gruß
      Corinna

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert