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Outdoor – warum sollte man das lieben? Rezension zu „Frei. Luft. Hölle“ von Are Kalvø

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Norwegens erfolgreichster Comedian versteht die Welt nicht mehr. Alle seine Freunde kommen ihm abhanden. Alle rennen sie draußen in der Natur herum und reißenauf Gipfeln die Arme in die Höhe für das perfekte SocialMedia-Foto anstatt mit ihm im Pub gepflegt ein Bier zu trinken. So wie früher. Sie reden jetzt nur noch mit stolzgeschwellter Brust immer den gleichen Sermon: wie klein man sich in der Natur fühle, dass gutes Schuhwerk das A und O sei, dass es unbeschreiblich sei rauszugehen et cetera, et cetera. Dabei tragen sie Hosen mit viel zu vielen Taschen und geben Unmengen Geld für unverständliche Ausrüstung aus.

Also möchte Are Kalvø in einem Selbstversuch herausfinden, was denn bitte an diesem Friluftsliv so mega sein soll. Auf 320 vergnüglichen Seiten erschien „Frei. Luft. Hölle“ beim DuMont Reiseverlag im September das erste Mal auf Deutsch.

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Zum Kichern, aber auch nicht unkritisch

Von einem Comedian erwartete ich natürlich witzige Passagen auf diesen 320 Seiten und eine Geschichte mit Pointe. Ich wurde auch nicht enttäuscht – man kann im Grunde jede beliebige Seite aufschlagen und findet etwas, über das es sich zumindest lohnt zu grinsen. Unerwartet war für mich aber, dass Are Kalvø auch einen berechtigt kritischen Ton einfließen lässt. Zu unserem Konsumverhalten, unserer Social-Media-Geilheit und unserem Selbstverständnis von Freizeit. Ich erwische mich immer wieder stumm nickend, während ich lese – wohlwissend, dass seine Kritik auch manchmal mein Verhalten einschließt. Wir (in seinem Fall also die Norweger) haben so viel Geld pro Kopf wie quasi noch nie, so viel Freizeit wie noch nie und jammern trotzdem in einer Tour.

Are Kalvø hat einen so beeindruckenden Blick fürs Detail, das er dann wortgewandtund witzig in seine Erzählung einbaut. Okay, er ist Comedian, von denen erwartet man so was. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass es wirklich gut ist und dass die Übersetzung ebenfalls so pointiert ist. Also, Hut ab, Wolfgang Butt hat es aus meiner Sicht sehr gut geschafft, den norwegischen Witz und die detaillierte Beobachtungsgabe ins Deutsche zu bringen.

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Look & feel der deutschen Ausgabe

Das Buch vom DuMont Reiseverlag wurde mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Das Cover sticht durch seine rote Warnfarbe (und der Stechmücke) deutlich aus den Bücherbergen im Laden hervor (wenn Du es bei Amazon kaufst, muss ich Dir leider die Freundschaft kündigen.) Das Innenleben arbeitet ebenfalls in den Kapitelübersichten mit dieser kräftigen Farbe und jede Seite wird von einer kleinen Grafik gesäumt. Es kommt mit 14,95 Euro.

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Mein Fazit zu Are Kalvøs ‚Frei. Luft. Hölle.‘

Mega genial! Weil ich ständig beim Lesen vor mich hingekichert habe, musste ich Nico immer wieder daraus vorlesen, weil ich ihn damit so neugierig gemacht hab. Man muss natürlich kritisch mit seinem Hobby sein können – klar, warum rennen wir die Berge hoch, vor allem, wenn das Wetter so mies ist, dass man oben nix sieht. Diese Frage kann man sich ernsthaft mal stellen.

Ob der Autor sich bekehren lässt, verrate ich natürlich nicht. Aber ab Seite 206 gibt es eine Wendung, die nochmal neugierig auf die verbleibenden rund 100 Seiten macht.

Ein Buch, das das Thema Outdoor mal von einer ganz anderen Seite betrachtet und dazu sehr vergnüglich. Eine ganz klare Empfehlung von meiner Seite.

Eine Leseprobe findet ihr bei mytolino.com

Vielen Dank an den DuMont Reiseverlag für das kostenlose Rezensionsexemplar. Meine Meinung bleibt wie immer meine eigene.

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