Ganz ehrlich? Ich hatte ja keine Ahnung, wie schön und vielfältig es in Wales sein könnte und dass sowohl der Wales Coast Path als auch der Pembrokeshire Coast Path verdammt geile Weitwanderwege sind! Das viel beworbene ‚welsh wildlife‘, die raue Küste mit ihren vielen Buchten und Klippen ist ein wahres Paradies für Wander- und Tierfreunde. Einen Tag lang wanderte ich an der walisischen Küste entlang und weiß nun, dass es viel zu kurz war, um das alles zu begreifen.
Wanderwelt Westwales
Ich war naiv, als ich unseren Wales-Urlaub plante. Ich dachte, wir könnten uns innerhalb einer Woche mal eben ganz Wales anschauen… und dann merkte ich, dass es doch gar nicht so klein ist und außerdem so unfassbar viele Hotspots hatte, dass wir uns örtlich beschränken mussten, um es auch genießen zu können. Die Ecke um Pembrokeshire in Westwales wurde schließlich Kern unserer Reise mit ihrem Küstennationalpark, den kleinen Inselchen sowie dem reichen Tiervorkommen von Delfinen, Schweinswalen, Papageientauchern, Sturmvögeln, Möwen und Kegelrobben – natürlich Robben! Ich liebe Robben! Dazu die sturen Welsh Ponies sowie unzählige knuffelige Schafe, ein Traum! Wenn schon keine richtigen Berge, dann viel Viehzeugs für mich.
An der Küste in dieser Gegend gibt es den 300 km langen Pembrokeshire Coast Path – an diesem Abschnitt ist er Teil des noch viel längeren Wales Coast Path und auch ein Herzstück, denke ich.
Ich hatte den Wanderführer Wales von Rother im Vorhinein gut studiert und so hatten wir uns einen Campingplatz direkt bei St. Davids auserkoren, der direkt am PCP (Pembrokeshire Coast Path) und der Tour 31 aus dem Wanderführer liegt.
Etappe auf dem Pembrokeshire Coast Path: Von St. Justinius nach St. Davids
Der Plan war einfach, ab St. Davids gab es den Celtic Cruiser (töfte Name, oder?!), der alle halbe Stunde nach St Justinius fuhr, von dort würde es für uns dann an der Küste zurück zum Campingplatz gehen. Von unserem Zelt aus liefen wir zu Fuß ca. 30 Minuten bis zur Bushaltestelle (einfach auf dem großen Parkplatz hier nach einem Kleinbus Ausschau halten, eine richtige Haltestelle gibt es nicht). Für 3 Pfund fuhr uns die oberlippenbärtige Waliserin in halsbrecherischem Tempo durch kleinste Straßen, in die sich in Deutschland nie ein Bus gewagt hätte – aber größere Straßen gibt es hier einfach nicht. Was muss, das muss. Anschnallen ist besser, sag ich nur.
In St. Justinius starten auch die Bootstouren zu und um Ramsey Island. Wir hatten uns extra so entschieden, die Busfahrt zu Anfang unserer Tour zu haben (und nicht am Ende), um keine Zeitnot nach hinten zu haben. So konnten wir einfach so langsam laufen wie wir wollten und kamen irgendwann an unserem Zelt an.
Der Start in St. Justinian’s war schon mehr als ich erhofft hatte: Kaum bogen wir mit unserem am Büdchen gekauften Eis um eine Ecke in die nächste Bucht, sahen wir unter uns die erste Robbe. Sie schnaufte und prustete fröhlich im Wasser – eine bessere Gesellschaft zum Eis habe ich mir nicht vorstellen können.
Wanderer, die auf Robben starren
Mein Highlight waren sowieso die zum Knuddeln süße Kegelrobben, die wir bei dieser Wanderung wirklich an jeder neuen Bucht haben sehen können. Ganz verzückt war ich von ihren tiefschwarzen Murmelaugen und den riesigen Nasenlöchern, mit denen sie Luft holen und dann bis zu 20 Minuten lang auf Tauchgang gehen können. Viel lieber dümpeln sie aber in der Nähe der Klippen herum, lassen sich von den Wellen treiben und von uns Wanderern beobachten.
Ich meine, wie genial ist das bitte? Ein Fernglas dabei zu haben, ist ein Muss und dann kann man diese Wanderung beliebig in die Länge ziehen – ich wurde nicht müde, den Robben beim Faulsein zuzuschauen.
Wir hatten jetzt im Spätsommer, Ende August, die fast perfekte Zeit erwischt – es gab bereits erste Jungtiere und noch bis Mitte Oktober werden hier an der walisischen Küste hunderte flauschige Babykegelrobben geboren. Ich finde es unglaublich faszinierend, dass wir die Kegelrobben frei und wild erleben dürfen und hoffe, dass das immer so bleiben wird.
Natürlich reagieren sie empfindlich auf die Vermüllung und Vergiftung unserer Meere. Sie stehen am Ende der Nahrungskette, futtern Fisch, der wiederum Plankton futtert, der wiederum von den vielen Giften, die unser Müll produziert, gesättigt ist. Es gibt leider immer wieder Epidemien, bei denen alle Arten von Robben massenweise sterben, weil etwa ihr Immunsystem geschwächt, ihr Körper voller Schwermetalle und sie so anfälliger für Viren etc. sind. (Wer mehr zu dem Thema erfahren möchte, schaut einfach bei Greenpeace vorbei).
Fast wie in Mittelerde
Wir haben auf dieser Wanderung sehr viel Zeit damit verbracht, durchs Fernglas zu schauen, uns bäuchlings an die Klippen zu legen, zu warten, Tee zu trinken und das Wildlife an diesem wunderbaren Fleckchen Erde zu erkunden. Über uns schrien die Möwen und unter uns brach sich das Meer an der Steilküste. Dunkle Felstore und weichduftende Heidelandschaften begleiteten uns den ganzen Tag. Der Spätsommer war ideal, um hier zu wandern.
Die Etappe betrug ca. 11km und war auf drei Stunden angesetzt. Ich glaube, wir haben fünf oder sechs gebraucht bzw. uns die Zeit dafür genommen.
Fremdartig klingende Namen wie Carn ar wig oder Porthiysgi Bay begleiteten uns die gesamte Etappe. Das Walisische steht hier auf den Schildern noch vor dem Englischen. Manchmal kam ich mir vor wie in Mittelerde mit der elbischen Sprache und den mystischen Orten. Wales ist wie Irland – ein Hauch Mystik und Patina hängt in manchen Orten noch in der Luft.
Wunderwunderschön!
Das wäre ja mal ein Stück Welt für mich. Ich glaube, ich würde auch das Gehen vergessen und nur gucken, hören, riechen und fühlen.
Danke, dass du uns daran hast teilnehmen lassen. Toller Artikel und inspirierende Bilder.
Hi,
hach, das sieht super aus. Wir waren im Juli dort, da war es deutlich stürmischer und die Heide blühte noch nicht. Aber die Robben haben auch gespielt. Vom Norden bis St. Davis ist es auch besonders schön.
Es lohnt sich übrigens den ganzen Weg zu gehen: https://notenblog.wordpress.com/2017/07/28/raus-wandern-pembrokeshire-coastal-path-im-juli/
Viele Grüße
St.
Cool, danke Dir für den Link! Ja, ich glaube, jede Jahreszeit lohnt sich dort :)
Den Teil gen Norden werde ich mir auch nochmal anschauen. Ich muss auf jeden Fall dorthin wieder zurück!
Lieben Gruß!
Hey Corinna,
super Bilder. Ich war in diesem Sommer auch auf dem Pembrokeshire Coast Path unterwegs. Zwar auch nur tageweise, aber der Trail steht jetzt ganz oben auf meiner to-go-Liste!
Hier die Abschnitte, die ich kenne:
Streckenwanderung: Saundersfoot – Tenby – Manorbier, ca. 22 km, krasse Felsformationen und tolle Strände rund um Tenby. Tenby selbst ist ein total niedlicher Ort (amn kann die Tour auch dort beginnen und sprta damit ca. 8 km). Von Manorbier nach tenby und Saunderfoot geht ein öffentlicher Bus.
Rundtour Stackpoe Estate, ca. 9 km: Von Bosherston über das Stackpole Estate zur Barafundle Bay (angeblich einer der schönsten Strände im Vereinigten Königreich) und an der Küste zurück nach Bosherston. Auch hier gewaltige Felsen, an denen man manchmal Kletterer trifft.
Rundtour von Dale nach St Bride’s und durch’s Landesinnere (kleine Straßen) zurück. Ca. 25 km. Ein sehr ruhiger und einsamer Abschnitt des Coast Paths. Unterwegs kommt man an einigen Vogelinseln vorbei, Skomer kann man sogar besuchen.
Der Coast Path ist insgesamt nicht sehr überlaufen, selbst im August nicht. Und es ist kaum zu glauben, wie einsam die Gegend ist. Also, für mitteleuropäische Verhältnisse.
Ich hab‘ mich jedenfall total in diese Landschaft verliebt.
Hey Judith,
merci für Deine Kurzbeschreibungen weiterer Etappen :D Die Felsen überall sind wirklich wunderschön. Ich verstehe nicht, warum dort so wenig los ist, es ist doch grandios! Aber ich bin dankbar, dass es dort noch nicht so überlaufen ist, dann hat man das Meer und die Steilküsten quasi für sich^^
Viele schwören ja auf Cornwall, aber Wales ist, glaube ich, ebenso schön!
Liebe Grüße!