Winterwandern am Drachenfels im pudrigen Siebengebirge

Sagenumwoben und wunderschön – die Wanderung im Siebengebirge über Drachenfels und Löwenburg ist im Winter mit ein wenig Schnee eine absolute Traumtour mit wundervollen Ausblicken. Mein Highlight war aber nicht der touristische Drachenfels, sondern die Löwenburg, die noch mehr zum Verweilen einlädt.

Rhöndorf. Keine Weltstadt und trotzdem bekannt. Hier wohnte der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer bis zu seinem Tod, der Wein von hier ist gut im Geschmack und es thront steil oben über dem Rhein der berühmte Drachenfels, jede Schulklasse aus NRW war garantiert schonmal hier.
Ein großer Name für einen Berg von 321m über NN. Aber der Sage nach soll hier in grauer Vorzeit ein Drache gehaust haben, manche Quellen sprechen sogar vom Drachen aus der Nibelungensage. Auf jeden Fall wissen wir heute, dass das Gestein des Berges auch zum Bau des Kölner Doms verwendet wurde – geschichtsträchtiger können ein paar Felsen kaum sein. Den Drachen würde ich trotzdem gern einmal zum Tee einladen, er hat bestimmt einiges zu erzählen.

Wanderung-Drachenfels-Ruine

Das letzte Mal war ich hier vor Urzeiten und kann mich gar nicht mehr dran erinnern – oder bin ich vorher noch nie hier gewesen, weil es mir zu touristisch klang? Es ist doch immer das gleiche – die Orte, die direkt in der Nähe sind, kennt man nicht, weil man nicht als ‚Touri‘ dort hin will, aber in allen anderen Regionen der Welt wählt man die touristischen Ziele, um auch ja kein Highlight zu verpassen. Verrückte Welt.

Hinauf zum Drachenfels

Nach einem kurzen Wow-Moment mit Blick auf die hoch oben liegende Ruine starteten wir unsere Wanderung unten am Rhein, den Blick bergauf gewandt und den leichten Schneemantel oben auf dem Fels im Blick. Okay, wenn hier unten schon kein richtiger Winter war, dann wäre oben aber hoffentlich eine kleine Schneeballschlacht drin, zumindest ein paar winterliche Motive. Meine Wander-Motivation wollte Winter!

Wir hatten uns dazu entschieden, die Route anders herum zu laufen, als bei Outdooractive vorgeschlagen, um in aller Frühe noch vor den angsterwarteten Tourimassen oben auf dem ‚Zentrum‘ des Siebengebirges stehen zu können. Wir wanderten kurz über die pittoreske Dorfstraße, passierten ein paar verschlafene Cafés und bogen dann links ab, um einem Fußpfad zu folgen, der uns zur ersten Anhöhe brachte. Der Weg ist hier sehr einfach, asphaltiert und breit. Mit meinen Bergstiefeln kam ich mir hier unten etwas deplatziert vor.

Ein paar Schnaufer später standen wir an der ersten schönen Aussicht am Sockel eines Kriegsdenkmals. Im Sommer lässt es sich hier bestimmt gut aushalten – den kühlen Stein im Rücken, den Blick aufs Wasser gerichtet und ein Eis in der Hand. Jetzt aber zog es uns bald weiter, die Füße wurden kalt, es gab noch ein paar Höhenmeter zu bewältigen und die Aussicht wurde langsam immer schlechter.

Wanderung-Drachenfels-Schnee

Wir tauchten wieder ein in den lichten Wald, folgten dem Fahrweg in einigen Kehren bis zu einem kleinen Abzweig und stiegen nun über einen schmalen Pfad bis hin zur so genannten Siegfried-Kanzel. Der Weg dorthin erinnerte mich ein wenig an die Traufgänge auf der Schwäbischen Alb mit ihren schmalen Pfaden am steilen Hang entlang. Wie hübsch es doch im Siebengebirge ist!

Und hier stand ich nun, hoch über dem Rhein, unter mir nur Fels und Luft. Das Wetter war heute weder malerisch noch gemütlich. Doch die leichte Schneedecke legte über alles eine Sanftheit, die selbst die Wolkentürme zu etwas Kuscheligem machten. Hallo Rhein – wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Groß bist Du geworden. Hübsches Inselchen hast Du dort. Nonnenwerth. Macht sich gut auf Deinen Wellen.
Der Rhein fließt auf seinem Weg von der Quelle bis zur Mündung durch fünf Staaten und gluckert auf 1.232km fröhlich vor sich hin. Na gut, der Rhein ist auch ein enorm wichtiger Fluss für den Schiffs- und Güterverkehr. Es schallte auch hier hoch zum Drachenfels das Rattern der Güterzüge und das Rauschen der Autos. In der Ferne sah ich die riesigen Hochhäuser von Bonn, die Eifel ist auch nicht weit weg von ihr – ihre weißen Gipfelchen leuchten durch den trüben Tag bis hier herüber.

Wanderung-Drachenfels-Winter

Wir liefen weiter, ließen die Aussichtsplattform hinter uns und unwissentlich die prächtige Drachenburg links liegen – hinterher stellte ich fest, dass ein Abstecher dorthin sehr hübsch gewesen wäre, aber nun gut – so habe ich einen Grund, mindestens noch einmal wiederzukommen. Wir umrundeten den Berg der Wolkenburg, von der wirklich nur noch ein paar Steine übrig sind und erreichen das Café Milchhäuschen. Eine Einkehrmöglichkeit mitten im Wald, die im Sommer garantiert überlaufen ist. Jetzt aber waren die Schirme auf der Sonnenterrasse geschlossen und wir zogen weiter unseres Weges.

Sehr schön an dieser Tour ist, dass es immer wieder kleine Schutzhütten oder auch einen Pavillon aus Stein gibt, die zur Rast einladen. Die Hütte auf dem Geisberg bot einen traumhaften Blick hinüber zum Drachenfels. Ich muss sagen, dass es eigentlich viel schöner ist, auf den Drachenfels zu blicken, als selbst drauf zu stehen.
Wir setzten unsere Runde fort und kamen wieder in ‚zivilisiertere Gegenden‘. Auf einmal waren wieder so viele Menschen da, was war los? Wo war der nächste Parkplatz? Der Grund für die vielen Leute wurde uns schnell klar, als wir am Löwenburger Hof vorbeikamen. Eine nette Gaststube mit einer schönen Rodelpiste vor der Tür – für Familien war das hier wirklich super – wir aber machten, dass wir fix vorbeiliefen und wieder in ruhigere Gefilde kamen. Wie gut, dass die meisten nicht den Weg bergauf wählten zur Löwenburg.

Wanderung-Drachenfels-Schnee-Berg

Mein Highlight: Winterwonderland auf der Löwenburg

Und was jetzt kam, fand ich wirklich erstaunlich. Unser Weg hoch zur Ruine der Löwenburg führte einmal als Spirale den Berg hinauf. Und wo nur 100 Meter vorher die Bäume keinen Schnee trugen, wurden sie auf der anderen Bergflanke von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Wow! Wie winterlich es dadurch auf einmal aussah! Wie wunderschön! An jedem Ast, an jedem Blatt hielt sich sanft das weiße Nass und ließ mich in einen Traum von richtigem Winter eintauchen. Bis wir eine weitere Kehre nahmen und der Schnee wieder nur zaghaft an den Bäumen hing. Soviel zur Wetterseite.

Die Löwenburg schließlich war unser Highlight der Tour. Dunkle Ruinen mit ein paar Zentimetern Schnee zeigten sich vor einer diesigen Aussicht. Meine Bergstiefel waren auf einmal gar nicht mehr overdressed, sondern standen tief im Schnee und hielten dicht, so wie gute Bergstiefel es sollen. Ha! Ich hatte doch das richtige Schuhwerk an. Wir machten ein kurzes Päusken hier oben mit Kaffee und Würstchen und drängten uns mit zwei anderen Wanderern in eine der windstillen Ecken der Ruine. Noch einmal musste ich daran denken, dass es hier im Sommer bestimmt wunderschön sein muss.

Um nicht komplett auszukühlen, machten wir uns bald wieder auf den Weg bergab, liefen weiter durch den verschneiten Wald. Meine Füße wurden langsam müde und mein Hirn freute sich über die zwei noch ausstehenden Berge: Kleiner und großer Breiberg. Hrhrhrhr, alles Brei! Fast wäre ich zu faul gewesen, auf den großen Breiberg zu laufen, aber wow, die Aussicht dort oben war einfach nur wundervoll! Ich mein, den Drachenfels hatte ich an dem Tag schon ein paar Mal gesehen, aber ich liebe exponierte Orte und von hier konnte man links und rechts am Drachenfels vorbei den Rhein sehen. Ziemlich perfekte Aussicht, möchte ich meinen.

Dann hieß es aber wirklich nur noch bergab für uns. Laut Tourenplan hätten wir noch den Waldfriedhof von Rhöndorf mitnehmen sollen, doch der Weg geradeaus direkt in den Ort sah so verlockend aus, dass wir uns diesen Schlenker sparten. Durch schmale Gässchen wanderten wir ins schneefreie Tal, kamen wieder vorbei an den gemütlichen Cafés und ließen ein letztes Mal den Blick hoch zum imposanten Drachenfels schweifen.

Ich komm nochmal im Sommer wieder, wenn es grün und warm ist! 

 

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