Heute haben wir uns einen Teil des Ruhrtalradweges vorgenommen. Nur mal kurz für diejenigen, die mit diesem ehrenvollen Namen nichts anfangen können: der Ruhrtalradwegfolgt der Ruhr im schönen NRW von der Quelle bis zur Mündung. Sie entspringt nahe Winterberg und mündet schließlich bei Duisburg in den Rhein – sprich, sie ist länger, als nur eine Tagesetappe.
Daher haben wir uns heute aufgemacht, einen uns noch unbekannten Teil dieses Radweges zu erfahren.
Einzelne Stücke kennt man von diesem Weg, wenn man hier im Pott wohnt, andere wiederum nicht. Das Sauerland, wo die Ruhr entspringt, liegt zwar direkt vor der Haustür, aber so richtig habe ich mich dort noch nie hingetraut.
Einzelne Stücke kennt man von diesem Weg, wenn man hier im Pott wohnt, andere wiederum nicht. Das Sauerland, wo die Ruhr entspringt, liegt zwar direkt vor der Haustür, aber so richtig habe ich mich dort noch nie hingetraut.
Heute ging’s also als Startpunkt an die Ausläufer des Sauerlandes – nach Fröndenberg.
Unsere Etappe führte uns heute von diesem Ort bis zum Kemnader See auf Bochumer Boden, zurück in die Heimat. Ca. 55 km.
Die Fahrt mit sonnigen Grüßen
Idealerweise war das Wetter heute wunderbar zum Radeln. Als wir gegen frühen Mittag in Fröndenberg starteten, verließen wir uns drauf, dass der Ruhrtalradweg gut ausgeschildert sei. Aus eigener Erfahrung war er das an allen mir bis dahin bekannten Stellen – und auch diesmal bewährte sich mein Vertrauen in deutsche Fleißigkeit. Vom Bahnhof aus findet sich schnell das erste Wegzeichen, nach dem man sich dann die ganze Zeit richtet. Wir fuhren über recht ländliche Gebiete, viele Felder und Wiesen um uns herum. Wir waren alle vier guten Mutes, denn Höhenmeter hat der RuhrTALradweg so gut wie keine.
Direkt zu Beginn ging es aber erstaunlich hügelig zu und die Ruhr war auch nirgends zu sehen. Aber heute habe ich gelernt, dass nicht die RUHR der entscheidende Bestandteil dieses Weges ist, sondern das TAL. Man radelt die gesamte Strecke durch das Ruhrtal, mal mit, mal ohne Wasser neben dem Radweg. Der Weg ist deswegen nicht schlechter, später fuhren wir nur noch an der Ruhr entlang, aber man muss sich klarmachen, dass es hier um das gesamte Tal geht.
Die Köpfe, die sich den Weg ausgedacht haben, haben aber die schönstmöglichen Strecken durch dieses Tal gewählt. Große Straßen werden gemieden, es geht häufig durch Wälder und Felder – richtige Sonntagsstimmung kam auf, als ein Traktor in aller Seelenruhe sein Feld abmähte. Einfach eine beruhigende Wirkung! Die Strecke führt mal an die Ruhr heran, dann drüber hinweg, dann entfernt sie sich wieder etwas, um an kleinen Bauernhöfen vorbeizuführen. Natürlich kann man sich nahe des Ruhrgebiets keine Idylle ohne manchmalige Unterbrechung von Autobahnlärm vorstellen, aber häufig kam das nicht vor.
Südlich von Schwerte legten wir dann unsere Mittagspause ein – eine kleine Pommes mit Blick auf eine Kanuslalomstrecke. Es war sehr amüsant den unbedarften Kanuten dabei zuzusehen, wie sie versuchten, sich durch diese Stäbe hindurchzuwuseln. Gestärkt und gut gelaunt ging es dann weiter. Es lag noch über die Hälfte der Strecke vor uns.
Als wir in die Nähe des Hengsteysees kamen, mussten wir einen Umweg über eine große Landstraße, vorbei an einem Heizwerk in Kauf nehmen. Ein Teil des Ruhrtalradwegs war gesperrt worden wegen Bauarbeiten. Sehr schade. Aber es minderte nicht unsere Motivation.
Was uns allerdings dann etwas in unserer Laune bremste, war der unglaublich volle und gar nicht schöne Hengsteysee. Als Radfahrer kommt man an so einem Sonntag dort gar nicht schnell voran und obwohl ich selbst das Ruhrgebiet und seine Industrie liebe, fand ich das RWE Wasserkraftwerk, das über dem ganzen See zu thronen schien, fast unerträglich.
Riesige Fallrohre bestimmen die Blickrichtung oder ein düster wirkender Berg, dann noch so viele Menschen… Gut, dass wir weiterkamen. Ab zum nächsten Stausee.
Erstaunlichweise stellt man immer wieder fest, dass die Menschen sich nie weit vom Parkplatz, dem rettenden Ufer, entfernen. Je weiter wir wieder vom See wegfuhren, desto leerer wurde es wieder. Ich fühlte mich wieder wohler.
Okay, rechts ein weiteres Heizkraftwerk zu haben, war nicht so schön, aber es eröffnete sich uns bald der Harkortsee. Sehr viel weitläufiger, seichter und sonniger als der Hengsteysee. Natürlich waren auch hier wieder jede Menge Leute unterwegs, aber wer will es ihnen an so einem schönen Tag verübeln… Eine kleine Rast mit Pflaumenkuchen und Blick auf ein weißes Segelschiffchen haben wohl auch zu meiner verbesserten Stimmung beigetragen.
Bald folgte der Ruhrtalradweg einer alten Bahntrasse, das war wieder ein sehr entspanntes Fahren. Der nächste Parkplatz war weiter entfernt und hier gab es keinen See zum drum herum Laufen. Der Weg verlief nun schon seit einiger Zeit fast direkt an der Ruhr, man hat hier einen schönen Blick auf die Ruhrauen.
An der Burgruine Hardenstein in Witten liegt die Ruhrtalfähre. Ein sehr süßes Unternehmen mit einer sehr schönen Idee: Diese Fähre transportiert Fußgänger und Fahrradfahrer von einer Ruhrseite zur anderen. Bezahlen muss man nichts – das heißt, schon, aber nur, soviel es einem wert ist! Auf der Fähre gibt es eine kleine Kassendose, in die man sein Geld einwirft. Niemand kontrolliert, niemand schaut Dich böse an. Viele zahlen vielleicht nicht, andere dafür umso mehr. Davon finanziert sich dieser Fährdienst.
Ich zahle gerne für eine Überfahrt mit dieser schnuckeligen Fähre und finde es eine großartige Idee, die Menschen so zahlen zu lassen, wie sie wollen. Hier, im grünen Ruhrgebiet, funktioniert das.
Danach folgten die letzten vier Kilometer bis zur Kemnade. Die Wege wurden wieder voller, die Rentner rücksichtsloser, die Kinder unvorsichtiger. Aber hier war unser Etappenziel, hier waren unsere 57,6 km geschafft – und wir auch. Mein Popo wollte dringend Feierabend machen!
Ruhrtalradweg ruhrabwärts hinter Schwerte |
Nicht für uns die Hälfte, aber für die Ruhr |
Blick auf Hohensyburg |
Harkortsee bei Wetter |
die Ruhrtalfähre |
Ruhrauen am späteren Nachmittag |
Man, seh ich fertig aus. Schön war’s! |
Schöön :-) Sieht idyllisch aus und nach einer klasse Radltour! Ist doch immer wieder schön, wenn man seine Gegend ganz neu kennenlernt :-)
Danke für Dein Lob! Ja stimmt. Die Heimat ist doch immer wieder aufs Neue zu entdecken!
Die kleinen Widrigkeiten .
Das schöne überwiegt, sogar das alte Köppchenwerk ist sehenswert und wird demnächst restauriert.
Es ist eine einmalige schöne Sache und der Weg zum Ponton vor Dahlhausen einmalig !!!