Wandern am Bodensee habe ich mir doch irgendwie hügelloser vorgestellt. Aber der SeeGang am Überlingersee entlang verhält sich wie ein kleines stürmisches Meer – mit einigen Hochs und Tiefs. Einen Teil der 53 Kilometer bin ich als Tagestour gewandert und konnte richtig schön abschalten.
Start am Campingplatz
Der perfekte Ausgangspunkt für eine Tageswanderung auf dem Seegang ist der Campingplatz Schachenhorn in Bodman-Ludwigshafen. Die tolle Lage, die süßen Hütten und das angrenzende Naturschutzgebiet haben uns sofort angezogen.
Vögel beobachten, eine Hütte direkt am See und fest im Blick das Ziel unserer Wanderung – die Ruine Altbodman.
Eigentlich startet der SeeGang in Überlingen und verläuft über viele kleine Pfade und durch ein paar pittoreske Orte bis nach Konstanz. Man kann den gesamten Gang auch sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angehen und beliebig abkürzen. Auf der Route finden sich Highlights wie die Marienschlucht (leider aktuell gesperrt), die Ruine Altbodman, der Hödinger Tobel und immer einem fantastischen Blick auf den Bodensee.
Erst 2014 wurde der SeeGang fertig gestellt und bildet einen schönen Rundweg, wenn man die Schiffahrt zum Ausgangspunkt dazunimmt.
2x 6km SeeGang am Bodensee
Unsere Tagestour konnte leider kein Rundweg werden, da die Marienschlucht samt Anlegestelle gesperrt ist, sodass wir unseren Plan, von Schachenhorn bis dorthin zu wandern, mit dem Schiff bis Sipplingen überzusetzen und wieder zum Campingplatz zurückzuwandern, verworfen haben.
Stattdessen sind wir bis zum Bisongehege gelaufen, haben dort noch einen Multi beim Geocaching mitgenommen und sind dann auf dem gleichen Weg zurück.
Die Tour
Am Campingplatz startet man direkt hinein ins Naturschutzgebiet und passionierte Hobbyornithologen haben hier ihre wahre Freude!
Auch wir waren mit Fernglas und Bestimmungsbuch ausgerüstet und kamen daher nur sehr langsam voran. Der See auf der einen Seite und das üppige Schilf auf der anderen Seite – die Natur hat uns direkt auf dem ersten Kilometer so eine großartige Vielseitigkeit mitgegeben!
Vor allem macht der Teil Spaß, der extra als Wanderweg gekennzeichnet ist, denn hier dürfen auch die vielen Fahrradfahrer nicht lang und man läuft katzenartig leise auf dem weichen Uferboden.
Und dann wird man hinterm Sportplatz in Bodman ausgespuckt, die Trillerpfeife ertönt unnatürlich laut, war doch Minuten zuvor das lauteste Geräusch der Wind in den Bäumen und die vielen zarten Vogelstimmen.
Gemütlich geht es quer durch den verschlafenen Ort. An diesem Samstag Morgen herrscht jedoch Hochbetrieb an einem privaten Obstverkauf – frisch gepresster Apfelsaft vom Bodensee. Wir lassen uns hinreißen, kaufen 1,5 Liter davon und bekommen jeder noch einen Apfel als Wegzehrung mit. War es aus Sympathie für Wanderer oder weil wir den Altersdurchschnitt rapide gesenkt haben? Ich weiß es nicht, vielleicht war die Verkäuferin auch einfach nur nett. Der Apfel schmeckte einfach nur vorzüglich.
Kauend ging es dann auch schon ein wenig bergan. Zwischen unserer Ruine und dem Ort liegen 280 Höhenmeter. Mein Körper war absolut müde von einer anstrengenden Woche, aber ich freute mich wie ein kleines Kind darauf, meinen Körper ein wenig zu quälen, zu spüren, dass er noch lebt.
Der Weg geht ein gutes Stück durch ein ziemlich neues Wohngebiet mit Häusern, die den Titel ’neureich‘ verdienen. Sodann erreicht man den schönen alten Friedhof und biegt hier links in den Wald ab.
Erstaunt stelle ich fest, dass hier auch der Pilgerweg entlang geht – so weit wollen wir aber heute nicht laufen.
Ab jetzt geht es stetig bergan und schon bald keuchen wir den Berg hinauf. Was für ein gutes Gefühl! In Serpentinen führt uns der Weg immer höher und näher an die Ruine heran. Durch das Blätterdach des Waldes erhasche ich immer wieder einen kurzen Blick auf den in der Sonne glitzernden Überlingersee.
Als die Ruine in Sicht kommt, verzieht sich natürlich die Sonne, nichtsdestotrotz ist der Ausblick grandios – die Krönung ist die bequeme Holzbank, die zum Verweilen absolut einlädt. Der frische Apfelsaft ist schnell zur Hand – der Moment könnte kaum besser sein. Na ja, etwas weniger Wind und etwas mehr Sonne wären fein.
Wie im wilden Westen: Bisongehege und Bison-Stube
Nachdem wir die Ruine erkundet haben, ging es weiter Richtung Bisongehege. Ja richtig gelesen! Hier gibt es knuddelig haarige Bisons – und alles, was haarig ist, muss ich besuchen! Passenderweise lag auf unserer Runde auch der einfache Multi „Bisonwiese“, sodass wir hier einen schönen Rundweg ablaufen konnten.
Und wisst ihr was? Ich habe echt dazugelernt, was Delikatessen für Bisons angeht: sie stehen total auf Kastanien und die sind auch sehr bekömmlich für diese haarigen Berge. Direkt neben der Weide wachsen einige Kastanienbäume und wir waren gerade zur rechten Zeit da, dass einige schon auf dem Boden lagen. Nur leider außerhalb der Weide. Ich habe mit der größten Freude die kleinen braunen Köstlichkeiten aufgesammelt und den Bisons zugeworfen.
Dumm sind sie ja absolut nicht und schon nach kurzer Zeit hatten wir anhängliche, weil verfressene, Bisons. Auf der Suche nach dem Futter schnuffen sie immer so süß im Gras herum und ihre großen Kulleraugen schauen einen dabei liebevoll an.
Und dann kam das Alpha-Männchen – was für eine Erscheinung! Lieb war hier dann niemand mehr und ich war sehr froh, dass zwischen ihm und mir ein Elektrozaun war. Aber auch er hat natürlich von mir Kastanien bekommen und sie wohlwollend zerknurbst. Ich glaube, den längsten Teil der Wanderung haben wir bei den Bisons verbracht.
Der Rest ist auch schnell erzählt und gar nicht mehr so interessant. Wir konnten in der gemütlichen Bisonstube Bodenwald einkehren, die Laufenten und Ziegen beobachten, um dann gemütlich unseren Rückweg für heute anzutreten auf dem gleichen Weg wie zuvor.
Super schön wäre es noch gewesen, bis zur Marienschlucht zu wandern und dann mit dem Schiff überzusetzen nach Sipplingen. Aber wegen der großen Erdrutsche in diesem Jahr ist die Schlucht auf Weiteres gesperrt. Outdooractive hat an jeder Übersichtskarte, die den SeeGang erklärt, eine Umgehung angebracht, wie man den SeeGang trotzdem weiterlaufen kann. Chapeau, Leute – das ist sehr gut organisiert!
Ich werde also nochmal vorbeischauen, wenn die Schlucht wieder offen ist, um dann den kompletten SeeGang zu laufen. Vorher gehe ich einfach noch ein paar mal die flauschig stinkigen Bisons besuchen und bringe ihnen noch mehr Kastanien mit.
Mein „Hinterhof“ sozusagen ;)
Nächstes Mal sagst Bescheid, ja? Dann wandere ich mit!
Grüße vom See,
Sven
Aber hallo! Dann ist’s hoffentlich auch weniger spontan!
Lieben Gruß an die schöne ‚Pfütze‘ :)
Corinna