Unbedingt. Ich wollte es absolut und ohne Kompromisse: diesen Winter wieder einmal mit Tourenski unterwegs sein. Vor 2 Jahren konnte ich im Salzburgerland das erste Mal in diesen Wintersport reinschnuppern und es hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.
Ich wusste, dass ich eine Anfängerin bin, aber jetzt weiß ich, dass ich eine absolute Anfängerin bin. So what?! Es war ein absolut unvergesslicher Tag mit traumhaften Ausblicken, kulinarischen Genüssen und mindestens vier Stürzen.
Hoch hinauf ins Schweizer Skigebiet St. Luc / Chandolin
Die Route der Tour war dank unseres Guides Pasco perfekt ausgesucht. Ich habe keine Erfahrung im Tiefschnee, also war ich ganz dankbar dafür, dass wir uns nicht direkt in den Powder gestürzt haben. Wir starteten in Chandolin mit dem Sessellift hoch hinauf auf 2600m. Okay – Skitourengehen hat ja was mit ‚gehen‘ zu tun, aber wenn der Schnee nicht bei uns war, dann müssen wir erstmal zum Schnee.
Oben angekommen war ich absolut beeindruckt von der Aussicht! Wie winzig das Val d’Anniviers aussah, wie schneelos es war im Vergleich zu den perfekten Verhältnissen hier oben und wie majestätisch sich die vermeintlich nahen Viertausender Dent Blanche, Zinalrothorn, Weisshorn, Obergabelhorn und das Matterhorn gen Himmel hoben.
Unter meinen Skiern Schnee, vor mir Pisten, steile Abfahrten und ein wenig Unsicherheit. Ich war voller Vorfreude!
Nach ein paar lustigen Abfahrten auf roten Pisten und ein paar unabsichtlichen Schneeknutschern legten wir unseren Tourenski die Felle an und begannen, unseren Weg zum legendären Hôtel Weisshorn zu gehen, das ziemlich exponiert auf 2337m thront und einen fulminanten Ausblick genießt hinab ins Rhônetal und ins komplette Val d’Anniviers und das schon seit 1882. Der Anstieg war auch nicht zu hart, ich kam gut mit den Jungs mit, zum Glück! Unser Guide Pasco bog dann plötzlich ab ins richtige Hinterland – jetzt konnten wir Technik lernen beim Skitourengehen! Der Anstieg wurde steiler und die Umgebung wilder und vor allem unberührt. Wir folgten einem kleinen Bachbett immer weiter mit Aussicht gen Weißhorn. Nur selten sahen wir andere Spuren und nur ganz entfernt, sehr klein, andere Menschen.
Und auch wenn der Anstieg für mich nicht ohne war, war es genau das, was ich mir erhofft hatte! Diese Ruhe, dieser Schnee, genau mein Ding!
Ein Ausflug ins Backcountry – und weg war der Ski
Immer mal wieder zeigten kleine Schneelöcher, dass wir immer noch dem Flusslauf folgten, etwa 3m Schnee trennten uns zwischen dem gluckernden Wasser und unseren Tourenski. Schroffe Felswände erhoben sich in wenig Entfernung von uns in die Höhe. Das Spiel aus schwarzem Stein und weißem Schnee versetzt mich immer wieder in Verzückung.
Die Unberührtheit der Natur an dieser Stelle mit den sanften Schneehügeln und -tälern, der alles erwärmenden Sonne und einem lauen Wind, das alles war fast zu schön, um wahr zu sein!
Hier mit einem Guide unterwegs zu sein, gibt einem gerade als Anfänger ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit – und trotzdem kann es zu lustigen Zwischenfällen kommen.
Pasco ging als Guide voran, ich hinterher. Ich sehe noch, wie er bei einem Schritt etwas wegsackt und denke mir aber, dass ich ja leichter bin als er… und flupp, weg war mein Ski. Auf einmal guckte mein linker Ski vor mir senkrecht aus dem Schnee. Mit gemeinsamen Kräften bekamen wir mich wieder frei, ich musste die ganze Zeit dabei lachen wie blöde. Was für ein toller Aufstieg!
Und dann waren wir oben: auf dem fast höchsten Hügel dieses Talkessels ließen wir uns nieder, um fruchtigen Wein und exzellente Würstchen und Schinken zu futtern. Der Weißwein war ein L’Ancêtre Rèze und er gehört seit jeher zu dieser Region wie ‚Chenda‘ als Prost-Ausruf. Im Grunde trank man ein Stück Geschichte.
Und trotzdem – einmal habe ich mich langgelegt im Powder. Ich habe versucht, im Schneepflug zu bremsen… selbst Schuld, ich weiß. Aber es war einfach Reflex. Mein toller Reflex bescherte mir einige Lacher und ein paar verzweifelte Versuche, wieder aufstehen zu können. Gar nicht so leicht im Tiefschnee. Helfen lassen wollte ich mir aber definitv nicht – einen Tipp bekam ich aber dankenswerterweise:
Wer keinen Halt hat, um sich aufzurichten und immer wieder im Tiefschnee einsackt, kann die Skistöcke kreuzen, sodass ein X entsteht. Damit hat man mehr Oberfläche auf der das Gewicht besser verteilt wird, sodass der Schnee darunter nicht so punktuell wegsackt und man sich besser abstützen kann, um hochzukommen. Puh. Soviel dazu.
Oh du glückliche Mittagszeit im Hôtel Weisshorn
Als wir wieder auf unserer Piste ankamen, war ich übelst zufrieden mit diesem Exkurs, aber auch glücklich, dass unser Mittagessen nun nicht mehr lange auf sich warten ließ! Einen fiesen Anstieg später waren wir auch schon am Hôtel Weisshorn. Wer den Film ‚Grand Budapest Hotel‘ gesehen hat, wird mir zustimmen, dass dieses Gebäude hier eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Filmsetting aufweist.
Gebaut wurde es 1882 für die ersten britischen Bergsteiger und liegt absolut exponiert mit Blick talauswärts Richtung Rhônetal. Man kommt nur zu Fuß dort hin, es gibt keine Autowege und nur der Gepäcktransport kann müden Wanderern etwas Last abnehmen. Ist das nicht cool!? Das große Wohnzimmer, der schmucke Flur und das oppulent eingerichtete Raucherzimmer sind noch mit dem Original-Mobiliar erhalten. Man fühlt sich zurückversetzt in eine andere Zeit.
Das Restaurant ist modernisiert worden und die Küche wunderbar abwechslungsreich. Ein fantastischer Salat ‚Hôtel Weisshorn‘ (eine echte Empfehlung!) und eine schmeckerliche Blaubeer-Tarte später saß ich satt und zufrieden mit den anderen am Tisch und genoss den Ausblick, das bunte Treiben und einfach nur den Moment. Jetzt wieder auf die Skier? Ich könnte auch hier verweilen.
Da wir aber noch ein paar Abfahrten vor uns hatten, machten wir uns bald wieder auf den Weg. Wir schnappten uns unsere Skier und schon ging es im Sauseschritt (und ein wenig wankend) weiter hinab ins Tal. Ich merkte, dass meine Konzentration langsam nachließ und meine Muskeln die Entspannung so sehr genossen haben, aber der Reiz der Abfahrt war einfach absolut anfeuernd! Schnell ließen wir über uns das Hôtel Weisshorn zurück – in Gedanken sehe ich mich schon im Sommer dort wieder sitzen und die atemberaubende Aussicht genießen.
Eine rasante und eine gemütliche Abfahrt später waren wir schon wieder zurück an unserem Ausgangspunkt Chandolin. Wow – das war eine tolle Tour! Mit ca. 30km insgesamt war ich schon recht stolz auf uns und ich habe mir gar nicht weh getan!
Meine Erkundungs-Tipps für die Umgebung
Schneeschuh-Mondscheintour
Im Winter, immer zu Vollmond, startet abends in St. Luc eine Schneeschuhtour Richtung Hôtel Weisshorn. Hier gilt es ein paar Höhenmeter zurückzulegen. Also Belohnung erhält man oben aber eine wunderschöne Vollmondnacht und ein leckeres Fondue.
Planetenweg
Im Sommer ist dieser Weg mit seinen entspannten 13km sehr reizvoll, da er sich am Berghang entlangschlängelt und so wunderschöne Panoramablicke auf das Val d’Anniviers bietet. Es gibt 10 Stationen, an denen unsere Planeten (auch Pluto *juhu) und die Sonne vorgestellt und erklärt werden und im maßstabsgetreuen Abstand zueinander stehen. Diese Wanderung eignet sich auch hervorragend für Kinder, die sich spielerisch mit dem Thema befassen können. (Foto: Sierre-Anniviers)
Schnuckelige Altsadt von Chandolin
Nicht riesig, aber absolut einen Besuch wert, ist das Altstädtchen von Chandolin. In diesem knapp über 2000m liegenden Bergdorf ist an manchen Stellen die Uhr stehengeblieben. Ein Bummel durch die kleinen Gassen mit wunderschönen Ausblicken lohnt sich allemal. Wer sich etwas für sakrale Architektur interessiert, kann auch gerne die Kirche besuchen, sie ist täglich geöffnet.
Dieses Abenteuer wurde möglich gemacht durch Val d’Anniviers und Schweiz Tourismus.
Wunderschöne Schneebilder <3
Danke Dir, Sabrina! Die Höhe von 3m Schnee war auch einfach suuuuper!
Liebe Grüße,
Corinna