Der Tag begrüßte uns mit einem azurblauen Himmel. Keine einzige Wolke war im Val d’Anniviers zu sehen. Hier und da hörte man beständiges Tropfen von schmelzendem Schnee, ansonsten war es ruhig. Ein perfekter Tag für ein Käsefondue unter freiem Himmel, oder?
Pascale, unser Guide von Swiss Alpine Emotions, hatte alles dabei, was es für dieses Festmahl hoch oben in den Bergen brauchen würde. Ich habe mich seit dem ersten Schritt bergauf schon drauf gefreut. So etwas ist doch wirklich die beste Belohnung, oder?
Unsere Tour begann in Saint-Jean, einem heimeligen Dorf im Wallis. Die Region ist bekannt dafür, dass hier die Eringer-Kühe gezüchtet und voller Stolz gehalten werden. Und kurz bevor es für uns in den Wald ging, hatten wir eine kurze Gelegenheit diese stolzen und auch flauschigen Tiere besuchen zu können.
Die Kühe werden im Sommer auf die Hochweiden geschickt, den so genannten ‚Alpages‘, um dort den Sommer zu verbringen. Sie führen dort Rangkämpfe aus, denn jede Kuh möchte die ‚Königin aller Königinnen‘ auf der Weide sein und Glück demjenigen, der ihr Besitzer ist, denn das bringt ihm Ehre und Hochachtung aller anderen Familien ein.
Nach dieser kurzen Kuschelpause mit nass-neugierigen Begrüßungsküsschen von den halbstarken Kälbern begann für uns die eigentliche Tour – also Schneeschuhe an und los. Zunächst folgten wir einem gespurten Forstweg, der uns in sanften Kehren immer weiter hinauf führte. Die Sonne schien fröhlich auf uns herab, sie hat mit uns um die Wette gestrahlt.
Pascale wählte bald einen leicht versteckten, schmalen Pfad, der uns direkt durch den Wald führte, steiler als zuvor und weg von den Forstwegen. Immer wieder öffneten sich uns grandiose Ausblicke auf die Berge um uns herum, Futterplätze von Eichhörnchen säumten unseren Weg, ebenso wie zarte Rehspuren im Schnee, sogar eine Hirschspur war dabei. Nur unsere Schneeschuhe suchten sich zu laut knarzend ihren Weg durch das Gelände, ansonsten war es angenehm ruhig.
Wir passierten bald die ‚Mayens‘, eine kleine Ansammlung von romantisch-rustikalen Hütten, die den Hirten im Sommer als Unterkunft dienen oder manchen Stadtflüchtigen das Wochenende versüßt. Sie finden sich immer etwa auf halber Höhe zu den hochgelegenen ‚Alpages‘ – wir aber zogen weiter. Die Sonne erreichte bald ihren Zenit und der Schnee hielt ihr gut stand. Zum Glück hatten wir Sonnencreme eingepackt – ich brauchte sie das erste Mal in diesem Jahr; was für ein Traumwetter!
Nach noch ein paar weiteren Metern durch den pudrigen Schnee erreichten wir dann unser Ziel der Tour: die perfekte Aussicht und ein gemütlicher Tisch vor einer Hütte, die den Namen ‚beau séjour‘ (schöner Aufenthalt) trägt. Und hier sollte es wirklich ein unvergesslicher Aufenthalt werden.
Original Schweizer Käsefondue mit Panorama-Blick auf die Kaiserkrone
Pascale war gut vorbereitet: der regionale Weißwein Petite Arvine du Valais bekam seine letzte Kühlung im Schnee, der Fonduekäse wurde auf einem Gaskocher erhitzt, bis er lange Fäden zog und Häppchen wie Brot, Walliser Trockenfleisch, eingelegte Bärlauchknospen und Pfifferlinge wurden auf dem Tisch schön arrangiert. Ich mein – hallo – was kann bitteschön besser sein?!
Um uns herum war nichts, kein Geräusch, nur ab und an tropfte Schnee vom Dach. An diesem perfekten Platz mit einer super Fernsicht auf die Kaiserkrone schmeckte das Fondue einfach himmlisch. Während sich die Käsefäden zogen, wanderte mein Blick von einem Gipfel zum nächsten: Weisshorn, Zinalrothorn, Ober Gabelhorn, Matterhorn und Dent Blanche – alle über 4000m hoch, alle atemberaubend schön und von hier aus mit nur einem Blick zu erhaschen.
Nach dem ausgiebigen Festmahl und einem kleinen Schluck Génépi (ein traditioneller Kräuterlikör aus der Ährigen Edelraute) machten wir uns langsam wieder an den Abstieg. Unsere etwa 600Hm wollten auch wieder hinabgestiegen werden. Wir nahmen aber diesmal eine andere Route und folgten immer wieder einem verschneiten Forstweg. Pascale zeigte uns aber Abstiege ‚à la Pascale‘, denn sie führte uns neben den Wegen entlang und quer durch die Wälder – sie kennt die Gegend wie ihre Westentasche und weiß auch, wo wir Tiere stören würden und wo nicht. Also hatte ich keine Bedenken, ihr fröhlich durch den Tiefschnee zu folgen. Dadurch konnte ich auch einen Blick auf 5-8 Hirschdamen erhaschen, wie königlich sie doch sind!
Kurze Rast bei Etienne mit lecker Rivella
Ein echter Geheimtipp auch für den Sommer ist die kleine Almwirtschaft von Etienne, la buvette de l’Ecurie. Seine Rösti sind über das Tal hinaus weit bekannt! Nach unserem köstlichen Fondue nur eine Stunde zuvor konnte ich jetzt nicht noch ein Rösti verdrücken – leider! Aber was soll ich sagen, da muss ich einfach wiederkommen, allein um wieder hier in diese gemütliche Atmosphäre eintauchen zu können. Ein Sonnenbad und ein großes Rivella später stiegen wir nun wirklich bis zu unsere Ausgangspunkt Saint-Jean hinab. Schnell wurde der Schnee unter unseren Schuhen weniger und bald standen wir wieder auf matschigen Straßen, die uns ins Dorf führten. Mit den letzten Sonnenstrahlen auf dieser Talseite genoss ich noch den Ausblick ins Val d’Anniviers. Hier hat man wirklich Zeit zum Genießen.
Meine Erkundungs-Tipps im Val d’Anniviers
In eine eisige Welt:
Super schön muss auch die Schneeschuhwanderung zur Eishöhle von Zinal sein. Leider gab es bei uns am Vortag aber solche Schneeverwehungen, dass der Weg dorthin unpassierbar war. Mehr Infos zur Tour findet ihr bei Swiss Alpine Emotions.
Rösti und Entspannung bei Etienne:
Winters wie sommers serviert Etienne in seiner buvette de l’Ecurie seine leckeren Rösti an alle, die hier hoch kommen. Französische Gemütlichkeit trifft hier auf ein perfektes Panorama.
Gletscherwein mit Jean in Grimentz:
Jeden Montag führt euch Jean durch sein Dorf. In Grimentz geschieht nicht viel und das auch sehr lansgsam. Gemütlichkeit und eine ganze Reihe uriger Geschichten erwarten euch ab 17Uhr bei der kostenlosen Führung mit anschließender Gletscherweinprobe. Ich habe Jean wirklich ins Herz geschlossen, das könnt ihr mir glauben.
Und wer diese Tour auch aus schweizerischer Sicht auf französisch erleben möchte, schaut doch einfach mal bei Valérie auf sierreanniviersstories vorbei.
Dieses Abenteuer wurde möglich gemacht durch Val d’Anniviers und Schweiz Tourismus.
Hallo Outdoormädchen
Schöner Bericht. Bin oft im Val d’Annviers unterwegs und kann sagen, du hast es auf den Punkt gebracht. Der Petite Arvine darf im Wallis nicht fehlen!
Wer das Val d’Annviers im Sommer besuchen möchte, dem kann ich guten Gewissens eine einfache Zweitages-Tour von Gruben im Turtmanntal über den Meidpass zum Hotel Weisshorn, und am nächsten Tag die Besteigung des Toûno (3018 m ü. M.) mit Abstieg nach St. Luc, empfehlen.
Eine Routenbeschreibung findet sich auf meinem Blog unter http://www.simsi.ch/le-touno-belle-epoque-3000-12/
Gruss Simon
Hey Simsi,
oh cool, im Sommer möchte ich da auch unbedingt noch einmal hin. Danke für Deinen Tipp!
Liebe Grüße,
Corinna
Liebe Corinna, das sind wirklich wunderbare Bilder! Mein Neid ist mit dir ;-)
Schnee! Aussicht! Käsefondue! <3
Witzigerweise habe ich gerade gestern auf ARTE in einer Doku übers Wallis zum ersten Mal von den Kuhkämpfen gehört. Ich finde es immer wieder interessant, was es woanders für Bräuche gibt. Und die Schweiz liebe ich seit unserer Schweiz-Zeit sowieso. *vermiss*
Übrigens, nicht wundern – ich bin immer noch @writingwoman, bloß mit einer anderen Blog-URL, die besser hier passt.
Lieben Gruß aus Berlin
Petra
Liebe Petra
das ist ja ein witziger Zufall – ich hatte vorher noch gar nicht von den Eringer Kühen und ihren Bräuchen gehört. Aber sie sind wirklich eine Doku wert! Das kann ich unterschreiben :)
Sonnige Grüße,
Corinna
Hallo liebes Outdoormädchen, du hast mir gerade richtig Lust auf ein Schweizer Käsefondue gemacht :-P Deine Erkundungstipps klingen super und versüßen meine Vorfreude auf den diesjährigen Urlaub nur noch mehr. Jetzt fehlen nur noch weitere Wanderrouten und ein familiäres Hotel für uns 4. Lieben Gruß, Familie Schöppner.
hehe – ich mache gerne Lust auf Urlaub :D Und freue mich, dass ich Dich mit meinem Bericht inspirieren konnte!
Viel Spaß Dir und Deiner Familie!
Lieben Gruß,
Corinna