Ich hab nicht schlecht geguckt, als mir der Telefonbuchverlag G. Braun zwei dicke Wanderführer zum Rezensieren angeboten hat. Ein Telefonbuchverlag und Wanderführer?
Klingt nach einer außergewöhnlichen Kombination. Vielen Dank also schon einmal an dieser Stelle für diese beiden tollen Bücher.
Aufbau beider Wanderführer
Da beide Bücher Wanderführer aus einem Verlag sind, ist der Aufbau vom Grundsatz her ähnlich. Aber die Unterscheidung und die Sahnehäubchen liegen im Detail. Aber fangen wir von vorne an.
Beide Wanderführer bestechen durch absolut ausführliche Tourbeschreibungen, die immer etwa 4-5 Seiten umfassen. Dadurch kann sich jeder Wanderer nach Können und Zeit seine eigene Tour zusammenstellen. Elke Koch, der Autorin vom Alb-Wanderführer, ist es wichtig, dass ihre Touren auch für Kinder und zum Teil auch für Kinderwagen gut machbar sind, daher stellt sie immer mögliche Abkürzungen vor und beschreibt die Wegbeschaffenheit sehr genau. Die beiden Autoren vom Wanderführer über’s Kraichgau, Michael Erle und Carsten Wasow, legen hingegen ihren Schwerpunkt darauf, dass man aus den Halbtagestouren auch anspruchsvollere Mehrtagestouren zusammenstellen kann (etwa in vier Tagen durch’s Kraichgau). Dadurch gibt es in letzterem Wanderführer nur eine einzige Rundwanderung. Alle anderen Touren wandern von Ort zu Ort und der Rückweg ist bei einer eintägigen Tour dann mit Bus und Bahn zu meistern.
Auf kleinen Übersichtskarten kann man in beiden Büchern klassisch jede Tour mittels rotem Verlauf nachvollziehen. Darüber hinaus sind sie mit kleinen Symbolen versehen, die die Charakteristiken hervorheben (z.B. Aussichtspunkte, Anstieg etc.), die Gesamtkilometer aller Varianten und die zu erwartenden Höhenmeter sind natürlich auch festgehalten. Und schon geht es mit der detaillierten Tourbeschreibung los.
Man ist aber nicht allein auf das Schriftbild und sein Kartenlesevermögen gestellt, sondern kann sich zu jeder Tour bequem die GPS-Daten im Internet downloaden. Verlaufgefahr ist also gleich null. Nach der Beschreibung folgt noch eine Übersicht über Sehenswürdigkeiten, Einkehrmöglichkeiten, empfohlene Wanderkarte und Anbindungen an die öffentlichen Verkehrsmittel.
Wandern im Kraichgau – die deutsche Toskana im Wanderführer
Nicht umsonst wird das Kraichgau auch die deutsche Toskana genannt und liegt zwischen Heidelberg, Heilbronn und Karlsruhe. Hier schmiegen sich Weinhänge an Weinhänge, die ihre Trauben sonnenverwöhnt bis zur vollen Reife tragen. Hier, in dieser sanft hügeligen Landschaft bieten sich auch zahlreiche Möglichkeiten zum Wandern an. Michael Erle und Carsten Wasow haben die 25 schönsten Touren herausgesucht und detailliert zusammengestellt. Die Wegbeschreibungen der einzelnen Vorschläge sind absolut nachvollziehbar und schön beschrieben. Ein wenig schade ist aber, dass die GPS-Daten zwar downloadbar sind, aber das nicht bei jeder einzelnen Tour steht, sondern nur im Vorwort. Da muss man schon ein wenig suchen, um an diese Info zu kommen.
Was ich im Kraichgau unbedingt sehen möchte? Die Hohlwege! Dort hindurch zu wandern, muss sich anfühlen, wie kurz vor einem mittelalterlichen Hinterhalt – Adrenalin und Nervenkitzel für Großstädter mit Phantasie!
Hierkönnt ihr Euch den Wanderführer im Detail anschauen.
Wandern Schwäbische Alb Mitte – Abwechslung in bekanntem Terrain
Noch ein Wanderführer für die Alb, das war mein erster Gedanke, als ich das 212 Seiten lange Buch in meinen Händen hielt. Was kann dieser Wanderführer, dass es sich lohnt, so einen Schmöker für 16.99 € zu kaufen?
Der Titel zeigt schon, dass es hier um keine Rekordversuche gehen wird. Keine ultra langen Wanderungen und immer so ausgerichtet, dass auch Kinder die Touren schaffen können – für die ganze Familie eben. Na ja, so viel Familie habe ich noch nicht, neugierig war ich aber trotzdem. Was kann dieser Wanderführer dann gerade mir bieten?
Und ich sag’s euch: der bietet ganz schön viel! Die Autorin Elke Koch hat sich wirklich Gedanken dazu gemacht, was es heißt, mit Kindern wandern zu gehen, sie zu motivieren, etwas mehr zu tun, als nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und mich in meinem weisen Alter überzeugen diese Ideen auch absolut!
Dieser Wanderführer zeigt dem Leser 30 spannende Routen sowohl bei Tag als auch bei Nacht (!). Alle haben sie gemeinsam, dass es zu jeder Tour ein Rätsel gibt und es immer eine kürzere Alternative gibt. So kann man sich (theoretisch) die ganze Zeit über dieses Rätsel unterhalten und hält so alle (Kinder) bei Laune. Ein Beispiel von Tour 11: „Schaut man auf die Wanderkarte, so sieht man ganz in der Nähe der Ruine Reußenstein den Neidlinger Wasserfall. Wäre es nicht schön, am Ende der Tour einen Schlenker dorthin zu machen? Was fällt auf, was sollte man dabei bedenken?“ Anhand dieser Frage kann man den Kindern beibringen, worauf man beim Kartenlesen achten sollte. Das kennt ihr alles schon? Spaß macht es aber dennoch direkt „am lebenden Objekt“ die Route und Karte zu erkunden.
Schöne Bilder in den Wanderführern |
Zusätzlich wird jede Tour mit interessanten Hintergrundinfos gefüttert, sodass Interessierte (Eltern) ganz nebenbei noch etwas über ihre unmittelbare Umgebung auf der Wanderung lernen. Die obligatorischen Hinweise zu Sehenswürdigkeiten, Anschluss an die ÖPNV und Einkehrmöglichkeiten runden die guten Tourbeschreibungen ab. Beim Wanderführer Schwäbische Alb Mitte sind auch die GPS-Daten sehr nutzerfreundlich hinterlegt – es gibt zu jeder Wanderung eine eigene Homepage mit Vorschlägen zu weiteren Touren in der Umgebung. Auf jeden Fall möchte ich noch die Nachtwanderungen ausprobieren. Kann man doch auch einfach so? Stimmt – aber auf die Idee, genau an diese Orte zu kommen, muss man erstmal begreifen oder wisst ihr, wo der dunkelste Ort der Schwäbischen Alb liegt?
Hierkönnt ihr Euch den Wanderführer noch einmal im Detail anschauen.
Soooooo entspannt kann wandern sein |
Tourerfahrung mit dem G. Braun Ausflugsführer „Schwäbische Alb Mitte“
Die Route Nr. 5 haben wir schon aus dem Wanderführer „Schwäbische Alb Mitte“ getestet. Das hieß konkret: Rucksack schnappen, Buch einpacken und ab die Post. Man trägt natürlich einiges an Gewicht mit sich herum, wenn man diesen Schmöker immer parat haben möchte. Aber die ausführliche Beschreibung der Tour hat uns auf jeden Fall geholfen, den richtigen Weg beizubehalten. Manchmal ist man sich doch unsicher, ob die Wegmarkierungen nach vorn oder dann doch seitlich weg zeigen. Bei dieser Tourenbeschreibung merkte man auf jeden Fall, dass sie auch in real gelaufen wurde – denn genau diese schwierigen Ecken sind im Wanderführer beschrieben. So konnten wir problemlos unsere Fährte finden und die Tour richtig genießen.
An der Ruine Greifenstein |
Hiho!
Schwäbische Alb? Sowas von Daumen hoch!!!
Ich liebe dieses Mittelgebirge: Traumhafte Landschaft, absolut extrem viele Burgen/Ruinen und jede Menge toller Touren.
Habe mich selbst erst vor einer Woche mit Karten und Wanderführern zur Schwäbischen Alb eingedeckt. Zwei Burgentouren habe ich bei mir im Blog schon online: http://luftschubser.de/tag/schwabische-alb/
Kann Deinen Tipp nur unterstützen. :-)
cheers
Alex
Hey Alex,
danke für Deinen eigenen Tourenlink! Voll genial!
Jeden Morgen, wenn ich aufwache und aus dem Fenster blicke, sehe ich in der Fernde die mittlerweile vertraute Kulisse der Alb und jeden Morgen möchte ich dort am liebsten sofort loswandern!
Freue mich auf Deine weiteren Touren dort.
Lieben Gruß!
Liebes Outdoormädchen, vielen Dank für die ausführliche Rezension! Ich finde es großartig, dass Du den Wanderführer gleich ausprobiert und dafür so eine schöne Tour ausgesucht hast. Viel Spaß weiterhin beim Draußen-Sein und beim Schreiben …
Elke
Liebe Elke,
was für eine Ehre – ein Kommentar von der Autorin selbst! Ich freue mich sehr, dass Dir meine Rezension gefällt. Du hast Dir aber auch einfach tolle Ideen einfallen lassen.
Liebe Grüße!