Gelobt seien die Hörner

Eine Wanderung von Sulwald zu den Lobhörnern und mit Abstecher zum Sulssee – Milchshake inklusive

Wie drei Kronenzacken ragen sie aus dem porösen Felsen empor, der ihr Gewicht schon seit Jahrtausenden hält. Die Lobhörner im Berner Oberland. Majestätisch thronen sie über dem Sulssee und blicken selbst weiter auf die höheren umliegenden Gipfel. Kletterer starten gern von der Lobhornhütte, um diese Zacken zu erklimmen (Schwierigkeitsgrad V-). Ich werde ein wenig neidisch und verspreche mir, dass ich eines Tages auch zum Klettern wiederkommen werde.
Heute hingegen bin ich nur zum Wandern da. Aber was heißt hier „nur“? Es sind immerhin ca. 1000 Hm hinauf und das gleiche wieder hinunter, die Portion Meringues danach habe ich mir auf jeden Fall verdient!

Mit der Gondel nach Sulwald

Wir starten in Sulwald, einer kleinen Hüttengemeinschaft, die ein wunderbarer Ausgangsort für vielerlei Wanderungen bietet. Über eine Gondel ist Sulwald mit Isenfluh verbunden, sodass man sein Auto dort parken kann (4CHF am Tag) und dann die 500Hm bequem mit der Gondel zurücklegen kann (8CHF). Ab jetzt erst rechne ich die kommenden 1000Hm.
Der Blick auf die Jungfrau begleitet uns, als wir die erste Wiese bergauf erklimmen. Jetzt geht die Tour richtig los!

Durch steile Waldstücke erklimmen wir Meter um Meter. Einzige Ablenkung bietet dabei ein Cache am Wegesrand (Lobhornhütte-Weg) und die ab und zu durch die Bäume blitzenden „dicken Drei“ – Eiger, Mönch und Jungfrau.
Mit der Gewissheit, dass die Sicht nur noch besser werden kann, wandern wir den Berg immer weiter hinauf. Bald hören wir den Sulsbach neben dem Wanderweg gluckern und lassen uns vom frischen Gurgeln zu einer Rast einladen. Wir laben uns am kühlen Quellwasser und beobachten die vielen zahmen Schmetterlinge, die sich ganz besonders über unseren Schweiß zu freuen scheinen. Bei den hochsommerlichen Temperaturen heute ist es kein Wunder, dass wir ölen wie sonst was.
Bald treibt es uns aber weiter. Die Tour zu den Lobhörnern lohnt sich nur an Tagen, die wirklich wolkenlos sind. Gerne verschwinden sie nämlich allzu schnell in den ersten Quellwolken.
Mit neuer Energie laufen wir weiter bis zur Sennerei. Hier kann man frische Milch und frischen Sulskäse erstehen – eine willkommene Belohnung für die ersten Höhenmeter!

Wir biegen kurz darauf links ab und wandern an der Flanke des Ars‘ beständig bergauf zum Sousegg auf 2150m. In der aufkommenden Mittagshitze ist das kein Leichtes, aber die vielen blühenden Alpenblumen am Wegesrand entschädigen den Wanderer für seine Plackereien beim Aufstieg.
Die Baumgrenze haben wir schon längst hinter uns gelassen, einzig ein paar klitzekleine Grasüberhänge bleiben uns, um Schatten zu suchen. Lang bleiben wir aber nie stehen, ein paar Bremsen lassen uns immer etwas paranoid um uns schlagen.

Immer im Blick: Eiger – Mönch – Jungfrau

 

Vom Sousegg öffnet sich der Blick ins Soustal und auch wieder auf die Könige dieser Gegend: Eiger, Mönch und Jungfrau. Zwar wird es ab hier noch einmal deutlich steiler, aber dafür auch noch interessanter. Zu den Lobhörnern wandern wir auf einem breiten Grat entlang, gespickt mit Myriaden von Alpenblumen. Auch die unter Naturschutz stehende Arnika wächst hier völlig ungestört.
Die Lobhörner rücken wieder in unseren Blick – Ziel voraus!
Um die drei Zacken herum schmiegt sich Geröll und unterstreicht damit ihren exponierten Charakter. Ich lege den Kopf in den Nacken und erhasche noch einen Blick auf einen Kletterer, der um ein Horn herum steigt. Wir halten uns links von den Hörnern, um sie auf dieser Seite zu umrunden. Hier wird der Weg recht schotterig und es schadet nicht, sich hier die Bergregel Nummer 1 in Erinnerung zu rufen: entweder gehen oder gucken, nicht beides gleichzeitig!
Direkt hinter den Lobhörnern eröffnet sich uns ein kleines Joch, das mit vielen Sitzmöglichkeiten lockt, sodass wir unser Ziel mit einem leckeren Landjäger und einem tiefen Schluck Quellwasser genießen können. Wir blicken hinunter ins Sulstal und freuen uns jetzt schon auf das kühle Nass des Sulssees.

Hinab zum Sulssee – kühles Nass

Der Rückweg führt uns erst wieder auf dem bekannten Pfad zurück, um dann beim Wollgras links ins Tal anzubieten. Ab hier laufen wir fast weglos weiter hinunter ins Tal, über bunte Blumenwiesen, entlang der Molchteiche und weiter am Wasserfall hinab zum Sulssee. Sein klares Blau leuchtet uns schon von oben entgegen und unsere müden Füße freuen sich auf eine Abkühlung. Der Weg hinab ist nicht ganz ohne. Hier gab es mal einen Wanderweg, nun wird dieser zwar immer noch begangen, aber nicht mehr frei gehalten oder gekennzeichnet. Mit Mut für eigene Wege findet man aber einen sicheren Abstieg. Wir hätten auch über das Sulegg hinab ins Tallaufen können, das soll eine sehr schöne Tour sein. Aber für uns war sie heute etwas zu lang.

In der Nähe vom Sulssee liegt noch ein Cacheversteckt, der flugs gehoben wird. Unsere Füße bekommen eine kleine Erholung, die Fischchen knabbern munter an meinen Zehen herum und schon bald fühle ich mich wieder ausgeruht, um die letzten paar Höhenmeter wieder hinunter nach Sulwald zu steigen. Im Stübli an der Gondelstation bestelle ich mir die wohlverdienten, zartschmelzenden Meringues mit Rahm.
Ein kurzer Abstecher zur Mederalp lohnt sich. Sie liegt zwischen der Sennerei und Sulwald – Schilder machen auf die Köstlichkeiten aufmerksam, die man dort erstehen kann. Mein Favorit ist natürlich das Milchshake aus frischer Milch. Entweder mit Vanille, Mokka oder Erdbeere. Aber es gibt dort auch noch verschiedene Sorten Käse, Milch, Butter und Ziegentrockenfleisch zu kaufen. Einfach ums Haus herumgehen, die Treppe hinaufsteigen und sich dort auf der Terrasse niederlassen. Prost!

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