Waldig-wolkenreicher Wicklow Way in Irland, Teil 2/3

Wicklow Way Tag 2: Von irgendwo hinter’m Djouce Mountain bis Laragh (17km)

Unser zweiter Tag startete quasi an einem Wanderparkplatz und wir fanden uns recht schnell auf einer Straße wieder. Leider führen einige Kilometer des Wicklow Ways über Teer, was den Füßen gar nicht gut gefällt. Aber man hatte einen schönen Blick hinein in die Wicklows und auf den Lough Tay im Vordergrund.
Zur östlichen Seite hin sah man die großen Wasserreservoires bei Roundwood in der Sonne schimmern und fast am Horizont, zwischen kleineren Hügeln, das Meer. Ja, es war immer noch zu sehen. Das war neu für mich, Berge und Meer zugleich sehen zu können. Wir frühstückten mit einem schönen Ausblick auf eben jenes Szenario und waren guten Mutes für die Etappe. Wir befanden uns nun bald wieder im Forstgebiet, das bedeutete, dass kein Campen erlaubt war. Trotzdem sahen wir an diesem Tag einige verlassene Feuerstellen. Man kann es den Leuten nicht verübeln, die Aussicht ist einfach grandios. Der Weg hingegen führte wieder einmal über Forstwege. Okay, die sind einfach zu bewandern, entsprechen aber nicht meinen Vorstellungen eines Wanderweges im schönen Sinn. Nach einer kurzen Freude über einen Trampelpfad durch Farne und Buschwerk folgte ein Weg über eine Weide und endete schließlich auf einer Straße. Nun galt es 4km dieser Straße zu folgen. Die Iren müssen noch lernen, wie man richtige Weitwanderwege anbietet. Der Campingplatz am Lough Dan ist leider kein richtiger, wie wir laut Karte gedacht hatten, sondern ein Camp für Pfadfinder. Ein Abstecher lohnt dort also nicht hin. Vielleicht lassen die auch mal den ein oder anderen bei sich übernachten – wir haben von dort kommend ein paar Wanderer gesehen. Dann also bergauf, auf Teer. 4 Kilometer…
Immerhin war die Straße nicht stark von Autos befahren, nur Radler strampelten sich ab. Nicht nur die sahen geschafft aus. Ich schaltete auf Eselgang um und hoffte, dass der Wicklow Way bald von der Straße wegführen möge. Als uns dann endlich ein lustiges Seniorenwandertrio entgegenkam und den gleichen Weg einschlug, war auch endlich die Etappe über Teer vorbei. Mit verschmitztem Lächeln fragte uns ein Opi, wie lang wir schon unterwegs wären – ich glaube ja, dass die diese Runde jede Woche einmal gehen und eine Statistik über die Wicklow Wanderer erstellen.

Natürlich waren wir viel schneller als die Seniorentruppe – natürlich hatten die aber kein Gepäck dabei – natürlich mussten wir schneller sein als die, was macht das denn sonst für einen Eindruck von der Jugend? Wir haben unsere Ehre verteidigt! Eine kurze Pause wurde uns vergönnt, als wir ein Hinweisschild auf Trinkwasser sahen. Ein Haus direkt am Wicklow Way hat an einer Garage einen Wasserhahn! Das war super gastfreundlich von den Besitzern! Wir haben uns echt drüber gefreut, unsere Vorräte aufgefüllt und sind dann gestärkt wieder einmal an den Senioren vorbeigezogen.

Bald darauf ging es links weiter entlang des Waldrandes, ein schöner Waldpfad mit Blick ins Tal. Hier auf dieser Strecke kam dann auch bald unser erstes Shelter in Sicht. Eine Schutzhütte, erbaut und gepflegt von irischen Naturliebhabern – eine super Erfindung und ein toller Wetterschutz zum Pausieren oder auch drin Nächtigen. Es war gegen Mittag und es saßen schon ein schwedisches Paar und zwei Iren drin, die sich fröhlich unterhielten. Gerne haben wir uns dazugesellt und unsere Müsliriegel ausgepackt.
Die Schweden liefen den Weg nun schon ein zweites Mal – diesmal nur mit Tagesgepäck und mit Übernachtungen in B&Bs. Dafür muss man an manchen Stellen aber ein Stück vom Wicklow Way abweichen. Die Iren liefen den Weg auch nicht zum ersten Mal und unterteilten sich die Etappen in Wochenendtrips.

Wir schnackten kurz miteinander, versicherten uns, dass unser Weg noch schön würde und brachen wieder auf. Ein paar Meter weiter saß die Seniorengruppe – wir hatten ihnen ihren eigentlichen Rastplatz dadurch abspenstig gemacht, dass wir schneller waren. Pardon – nächste Woche sind wieder andere da. Aber sie sahen goldig aus, wie sie mit ihren Stullen dort saßen und fröhlich quatschten.

Unser Weg führte weiter auf federndem Waldboden bis auf eine große Farnwiese hinaus. Ganz im irischen Sinne fing es dann auf offenem Feld an zu regnen. Aber hey, unser Etappenziel war bald erreicht. Das bisschen Wasser…

Glücklicherweise wurde das Wetter bald darauf wieder besser, unser Abstieg nach Laragh wurde von Sonnenstrahlen begleitet. Hier erhofften wir uns ein B&B zu finden. Abends sollte es regnen und meine Mückenstiche machten mich wahnsinnig! Im Dorf erfuhren wir dann, dass alle B&Bs hier gleichviel kosteten. Das war eine faire Möglichkeit für alle dort. Wir landeten schließlich in einem schönen B&B direkt am Ortskern, nur 1,5km bis Glendalough. Nach einem kurzen Mittagsschläfchen (verdient war’s) haben wir uns dann auch zum legendären Rundturm aufgemacht. Jeder, der mit Auto kommt, muss 4 Euro Parkgebühren bezahlen. Happig. Aber dafür zahlt man nicht noch einmal extra für Rundturm und Friedhof. Da ein Auto nicht zu unserer Standardausrüstung gehörte, kamen wir völlig gratis dort weg.

Da dieser Ort der Tourianziehungspunkt der Wicklows ist, wunderten wir uns nicht über den hohen Andrang. Man hat aber auch auf den ausgetretenen Friedhofswegen immer eine Möglichkeit gehabt, Fotos mit keinen Menschen drauf zu machen. Also war es voll, aber nicht zu voll – vielleicht lag es auch am nieseligen Wetter? Iren nennen es ‚soft weather’: man kann den ganzen Tag draußen arbeiten, es herrschen wunderbar angenehme Temperaturen und erst, wenn man abends reingeht, stellt man fest, dass man durchnässt ist (irischer O-Ton übersetzt). Das ist echtes irisches Wetter!

Im Tal von Glendalough gibt es zahlreiche Möglichkeiten einen schönen Tag zu verbringen. Es gibt den Lower Lake und den Upper Lake, um die man beide herumwandern kann. Eine alte Minenstadt kann besichtigt werden (die auch der Grund für die gute touristische Erschließung dieser Gegend ist – vor den Touris gab es schon Straßen von den Minen… sehr praktisch also) und man kann sich die Geschichte von St. Kevin erzählen lassen und sein Grab aus der Ferne erblicken. Neben den Seen, entlang des weiteren Wicklow Ways findet sich noch der Poulanass Waterfall, an dem wir am nächsten und letzten Tag vorbeilaufen würden.


Tag 3: Laraghbis Drumgoff (17km) und Kompletteindruck

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