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Schweißtreibende Auszeit – auf dem Burgenklettersteig Manderscheid

Dieses Geräusch des Einschnappens der Karabiner und das beruhigende Sssssssssst, wenn die Karabiner am Stahlseil entlanggezogen werden – wie hab ich es vermisst! Ich genieße den Burgenklettersteig in der Eifel sehr und freue mich, dass wir ihn endlich einmal ausprobieren können. Ich kann schonmal verraten, dass ich ihn sehr schön, aber auch irgendwie anders fand.

Im Zickzack oberhalb der Lieser entlang
Direkt schon durchgeschwitzt – was für eine Luftfeuchtigkeit

Burgenklettersteig in Rheinland-Pfalz – Eisenweg in der Eifel seit 2022

Ich habs tatsächlich erst drei Jahre nach Eröffnung zum schönsten Klettersteig nördlich der Alpen geschafft, irgendwie kam immer das Leben dazwischen. Aber vielleicht hatte das dann auch den Vorteil, dass jetzt nach drei Jahren in Benutzung, der Steig an manchen Stellen bereits nachjustiert und optimiert werden konnte. Denn der Burgenklettersteig hat’s echt in sich, obwohl er wenig an hohen Felswänden spielt. Aber die Erbauer haben viel Geschick und Ideen (und wenig Tritte) miteinfließen lassen, sodass die Kategorisierungen auch alle echt hinkommen und ich meinen Hut vor diesem Steig ziehen muss.

Plattenquerung mit Baum

Meine Erfahrungen: Bissl außerhalb meiner Komfortzone

Wir hatten Hochzeitstag, genau, yai. Für Nico und mich ist es dann immer besonders schön, wenn wir eine gemeinsame Tour machen können. Das Wetter spielte mit, sodass wir uns auf den Weg in die Vulkaneifel machten. Am Vorabend hatte es geregnet und die Hinweise sollten sich als sehr wichtig und richtig herausstellen, dass der Burgenklettersteig bei Nässe extrem rutschig und keine gute Idee sein würde. Ich hoffte, dass das Wasser nach 15 Stunden Zeit zum Abtrocknen weg sein würde. Und na ja, sagen wir mal so: im ersten Abschnitt hätte es noch etwas trockener sein können.

Wir klettern nicht weit weg vom Boden, trotzdem fühlt es sich echt luftig an

Der Klettersteig ist in drei Abschnitte geteilt, die wir alle drei mitgenommen haben. Im Grunde schlängelt sich der Klettersteig am felsigen Ufer der Lieser entlang, sodass wir die ganze Zeit nur wenige Meter über dem Fluss hangelten. Das war eine ganz besondere Atmosphäre, die ich sonst von den alpinen Klettersteigen selten kannte.

Dadurch war aber auch die Luftfeuchtigkeit enorm hoch, sodass es in Summe mit den vielen erdigen Passagen immer wieder echt rutschig war und wir unter der Sohle viel Matsche ansammelten, die wir am Fels dann erstmal wieder loswerden mussten, um nicht zu rutschen.

Wir lernten also recht schnell, dass der Hinweis auf Nässe bei diesem Klettersteig essentiell war. Solche Verhältnisse (aber mit weniger Erde) kannte ich bislang nur vom Rio Sallagoni in den Gardaseebergen.

Burgblick – immer wieder schön

Dei drei Etappen auf dem Burgenklettersteig

Bereits im ersten Teil des Burgenklettersteigs – Etappe Lieser – waren ordentliche Passagen dabei, die mich ins Schwitzen brachten und meine Armmuskeln ordentlich forderten. Aber es war herrlich, dass solche Herausforderungen hier in der Eifel zu finden waren. Die erste C/D-Passage meisterten wir super und genossen alle Abschnitte sehr. Spannend an diesem Steig finde ich, dass viele Passagen eher runter oder parallel führen – ich kenne es meistens von Klettersteigen, dass sie hinauf führen (und der Rückweg dann hinabgewandert wird). Und ich glaube, das ist auch eine der Besonderheiten und Schwierigkeiten hier, dass das Gelände keinen Klettersteig anbieten kann, der nur bergauf geht. Es war vielmehr ein fröhliches Zickzack entlang der ruhig gluckernden Lieser.

Der zweite Abschnitt – Etappe Oberburg – war für uns absolut komfortabel und recht kurz. Hier gab es eine B/C-Passage, die für uns beide Genuss pur war und einiges an Gehgelände, das wegen seiner Ausgesetztheit mit A markiert war. Mit dem Rittereck kraxelten wir hinauf zur Niederburg und konnten von dort eine ordentliche Pause mit wunderschöner Aussicht auf die Oberburg in Manderscheid genießen.

Vor dem dritten Abschnitt – Etappe Niederburg – hatte ich echt Respekt und weiß auch im Nachhinein, dass dieser richtig war, denn nachdem die Muskeln schon gut beansprucht waren, kam nochmal ein schöner langer letzter Teil, der aber nochmal zwei C/D- sowie eine echte D-Passage und eine ewig lange Seilbrücke mit darauffolgender C-Stelle bereithielt. Also dann, ziehen wir’s durch!

Einstiegswand in den dritten Teil
Der Junge hat die D-Stelle gerade gemeistert
Ich kurz vor der D-Stelle – bin voll überzeugt^^

Die Komfortzone bei Klettersteigen liegt bei uns beiden bis zur Schwierigkeit C. Die Passage in Manderscheid hat mir gezeigt, dass ich C/D-Passagen kann, aber dass ich D wirklich nicht benötige und die eine Stelle außerhalb meiner Komfortzone war. Das war auf jeden Fall mein Learning, auch wenn ich echt stolz bin, dass ich’s geschafft hab.

Die 60 Meter lange Burgenbrücke gilt für viele als Highlight des Steigs – ich fühle mich am Fels wohler, aber natürlich sind wir sie gegangen, es gehört dazu und die Passagen danach klangen noch echt verlockend. Und was hilfreich war: die Tritte der Seilbrücke kippen nicht weg, sodass sie für mich gut machbar war. Und natürlich super für Fotos was her macht.

Wackelig, aber machbar

Nachdem das D-Stück echt meine Armmuskeln verbraten hat, ging es nach der Seilbrücke nochmal in eine senkrechte Wand mit so einem kantigen Überstieg, den ich nicht witzig fand. Ich merkte, meine Konzentration nahm langsam ab und es war echt hoch, gerade im Vergleich zum vorherigen Steig. Ich konzentrierte mich einfach komplett auf den Fels, fand Tritte, fand Wege und kam auch aus diesem C-Stück super raus. Danach folgten entspannte B/C-Passagen, ich liebte es. Wir befanden uns nun schon wieder ziemlich weit oberhalb der Burgen und genossen mit müden Armen und Beinen die Aussicht.

Das Foto am Ausstieg zeigt uns happy und platt. So wie es sein soll!

So muss Hochzeitstag!
Gipfelkreuz – mit QR-Code zum Gipfelbuch

Mein Fazit zum Burgenklettersteig Manderscheid in Rheinland-Pfalz

Dieser Klettersteig ist anders, als die, die ich bislang machen konnte. Er ist viel im Zickzack und dadurch auch mit einigen Abstiegen versehen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass es ein wenig wie Canyoning nur ohne Wasser war, da wir einige Kamine zu klettern hatten. Die viele Erde war ein zusätzliches Risiko, das je nach Witterung eben zu einigen Rutschigkeiten führen kann.

Absolut gut fand ich die Umgebung, in die der Steig gebaut wurde und dass diese Ecke nun kletternd erlebbar gemacht wurde. Denn oberhalb der Lieser zu kraxeln und sich unter dem Blätterdach entlang zu hangeln, ist wirklich einmalig.

Manche Passagen waren so gebaut, dass ich mit meinen 1,65m echt Probleme hatte, manchmal geeignete Kletterwege zu finden, Stichwort ‚Zwergentod‘. Kann in dieses Vulkangestein nicht überall reingebohrt werden oder warum wurden manche Abschnitte genau so und nicht anders gebaut?

Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass die Passagen ihre Schwierigkeitseinstufung vor allem dadurch erhalten haben, weil Eisentritte für die Füße extra weggelassen wurden. Es ist schon echt ein anderes Kaliber, wenn die Füße sich die ganze Zeit in die Wand drücken müssen. Ich war sehr froh, dass ich meine alpinen Wanderschuhe anhatte, in denen ich absolut trittsicher bin.

Was ich total gelernt habe, war, dass D wirklich D war und ich es zwar gemeistert, aber noch n bissl Übung brauche, ums auch in schön zu machen. Dieser Klettersteig ist wirklich kein Familienklettersteig, auch wenn er im ‚Flachland‘ in Rheinland-Pfalz ist.

Und wir mussten echt viel übers Seil steigen, was ja immer Potential zum Stolpern hat. Das hat mich mehrmals irritiert, aber vielleicht ließ es sich auch nicht anders schrauben hier im Vulkangestein.

Und was ich euch wirklich mitgeben möchte: Geht unter der Woche auf den Klettersteig. Wir waren an einem Mittwoch da und haben einige Kletternde getroffen, aber wir hatten auch viele Abschnitte, in denen wir komplett allein unterwegs waren. Meine Sorge war durch all die Berichte, die ich gelesen hab, dass er brutal voll, weil einzigartig in unseren Breitengraden, ist. Wir hatten eine mega gute Zeit und ich konnte an der D-Stelle ganz in Ruhe meine Pause machen, ohne mich von Wartenden gehetzt zu fühlen. Das ist dann ja meist das größte Sicherheitsrisiko.

Ich möchte auf jeden Fall den Burgenklettersteig noch öfter gehen, dann gern die Etappen Lieser und Oberburg und wie es aussieht, kann man den ersten Teil der Etappe Niederburg umgehen und dadurch die D-Stelle meiden – das klingt doch nach einer super Variante. Das ist dann auch Genuss für mich, da hab ich richtig Bock drauf!

Alle Infos zum Klettersteig samt Topo gibt’s auf burgenklettersteig.de

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