Die Einsamkeit auf dem großen See war einfach eine Wohltat für alle Sinne, anders kann ich’s nicht beschreiben. Ich hörte nur hin und wieder mein Paddel ins Wasser eintauchen, Nico neben mir sich auf dem SUP bewegen und die kleinen Tropfen, die unaufhörlich auf mich platschten. Aber nur ganz sacht, ganz beruhigend. Die Bevertalsperre im Bergischen Land ist bekannt für ihr kanadieskes Flair, sobald man auf dem Wasser ist. Neben mir ragten Baumwurzeln aus dem Wasser, ich hörte kaum Motoren, sondern eigentlich nur den Regen auf dem See.
Wie alles begann: Mit einem charmanten Dauercamper-Moment
Ja, was soll ich dazu sagen; mit der Überschrift habe ich mir die Pointe fast schon selbst vorweg genommen. Aber kannse dir echt nicht ausdenken, das muss ich mit euch teilen!
Wir haben uns die SUPs direkt auf dem Campingplatzterrain ausgeliehen, nur ein Zahlenschloss und wir; alles andere war von KAIAO super rausgesucht. Die Bretter und Paddel passten also, wir mussten uns nur noch vom Steg aufs Board schwingen. Nico und ich suchten erstmal unser Gleichgewicht und paddelten langsam im Stehen Richtung offenem See.
Entsprechend der Lokalität kamen wir an einigen kleinen Gärten der Dauercamper vorbei und ich erschreckte im grauen Regenmorgen einen kahlköpfigen Herren, der wohl eigentlich den Tag nackt, mit Blick auf den See begrüßen wollte und sich bei meinem amüsierten Schmunzeln doch schnell ein Handtuch überwarf. Mit Gästen auf dem Wasser hat er wohl bei diesem Wetter nicht geregnet.
Kanada-Feeling auf der Bevertalsperre
Wir hatten den Tag vorab festgelegt, es war Nicos Geburtstag, und so konnten wir aufs Wetter nur bedingt Rücksicht nehmen. Wir haben nachgeschaut, bei welchem Wetter SUPen okay ist und wann man schleunigst vom Wasser verschwinden sollte. Und tatsächlich gab es keinen Grund zur Sorge, denn es war nur ein netter niesliger Regen, der uns immer mal wieder begleitete. Es war daher etwas pustig auf dem Wasser, aber das sollte uns nicht stören. Was viel wichtiger war, war dass wir durch dieses unstete Wetter den See für uns alleine hatten. Ich sag’s euch – das war ein wahres Geschenk.
Die Bevertalsperre ist eine vielarmige Talsperre, die dadurch nicht so riesig wirkt, sondern angenehm verzweigt. Während wir in den ersten Arm hineinpaddelten und sich die Bäume mit ihren Wurzeln bis ins Wasser erstreckten, hatte ich das Gefühl, mal kurz in Klein-Kanada zu sein. Ein wenig Wildnis, so viel Grün – die Zivilisation schien weit weg. Verstärkt wurde das Gefühl noch dadurch, dass wir eben komplett allein auf und am Wasser waren. Wir haben auf unserer Runde niemanden getroffen – bis auf den nackten Herren am Campingplatz natürlich.
Besonders schön waren die Momente, in denen wir am Ufer unter den herabhängenden Ästen hindurch paddelten. An manchen Stellen ging es nur im Knien, so tief hingen die Bäume ins Wasser. Ein paar Enten und ein Blesshuhn im Nest konnten wir in aller Seelenruhe beobachten. Was das Wetter doch für einen Luxus mit sich brachte und zwischendurch sahen wir doch tatsächlich auch ein paar blaue Flecken am Himmel. Wir entdeckten einen alten Anleger, der schon fast überwuchert war. Ich hörte nur mein Paddel, das ins Wasser stach und mein SUP, das auf dem bewegten Wasser immer mal wieder etwas hochschwappte. Ich sog den Moment in mir auf.
Der Rückweg war dann aber doch etwas anstrengend, da der Wind natürlich immer von vorn kam und mir die Tropfen ins Gesicht klatschte. Irritierend war dann, dass Monsieur, den ich auf dem Hinweg ja gesehen hatte, nun angezogen in seinen 5qm Gärtchen stand und mit dem Rasenmäher das Gras mähte. Bei Nieselregen. Na gut. Soll er mal.
Ich war nach dem SUPen voller Energie, voller innerer Ruhe und nur ein kleines bisschen nass. Wir haben uns einfach schnell umgezogen und uns dann aufgemacht zu einer guten Currywurs-Pommes. Was für ein schöner Geburtstag!