Hallelujah, der Wind hat’s hier wirklich in sich, da kann’s einen schonmal beinah von den Socken hauen. Und gleichzeitig ist die Aussicht auf die stürmisch aufgepeitschten Wellen, die sich an der Steilküste unterhalb des Leuchtturms brechen ein wahrer Traum. Ich fühle mich genau am richtigen Ort auf diesem alten Leuchtturmweg zur richtigen Zeit, Frühling, März. Und damit meine ich das Cap Formentor, der nordöstlichsten Felsnase Mallorcas.
Parkplatzsuche mit Aussicht
Fangen wir mal unromantisch an, denn hier einen Parkplatz finden zu wollen, ist fast unmöglich. Da die Straße wirklich schmal ist und an beiden Seiten der Fels direkt steil ins Meer abfällt oder sich als langes Tal gen Meer ausbreitet, gibt es hier aus natürlichen Gründen einfach wenige Möglichkeiten für Blechkäfer. Ein Parkplatz hier auf dem Cap ist also vielmehr nur eine Parkbucht, in die so maximal vier Autos passen. Und diese Plätzchen sind rar, vorbeifahren sollte man nicht, denn wenden kann man quasi erst wieder am Leuchtturm selbst.
Am Mirador del Puat fanden wir doch tatsächlich dann noch eine klitzekleine Parkmöglichkeit und konnten so unsere kurzweilige Wanderung beginnen – die eigentlich ganz anders geplant war, aber hey, wir haben uns einfach nach der Parkmöglichkeit gerichtet und im Nachhinein war es sogar die bessere Wanderung.
Auf dem alten Leuchtturmweg
Der Wind war wirklich ziemlich heftig und gerade die ersten Serpentinen auf dem alten Leuchtturmweg hat er uns mit seinen Böen fast umgehauen. Umso großartiger waren aber die Wellen, die wir weit unten sehen konnten, wie sie gegen die Steilküste brachen. Immer und immer wieder. Am Mirador Cap de Formentor konnten wir unseren Blick bis ganz zum Leuchtturm schweifen lassen und das wilde Wasser dazu – allein für diesen Anblick lohnt ein Ausflug in diese Ecke Mallorcas.
Mal verschwand der Leuchtturm aus unserem Blick, während wir wieder etwas in ein Tal abstiegen, mal konnten wir ihn schon als kleinen weißen Strich erblicken. Nie wurde es langweilig auf diesem Weg, der einst so sorgfältig mit vielen, vielen Steinen angelegt wurde.
Und das ist auch die Krux an dieser Mini-Wanderung: Der Weg ist nicht weit, aber unglaublich steinig, schottrig und dadurch ein Balancespiel für uns Wandernde. Und da ich ’nur‘ meine normalen Wanderschuhe mit recht flexibler, weicher Sohle trug, merkte ich, wie sehr ich alle Steine ausgleichen musste. Mit so viel Felslandschaft habe ich hier nicht gerechnet. Trittsicherheit ist auf jeden Fall erforderlich, denn einen verknacksten Fuß möchte sich niemand einhandeln.
Über Stock und Stein
Wir passieren immer wieder kleine Ansammlungen von Pinienwäldern, die gerade ihre Samen bilden. Die gelben Puschel sehen so weich aus, da wirken die Pinien gar nicht mehr ganz so pieksig. Wir müssen uns nämlich an der ein oder anderen Stelle etwas durchs Geäst kämpfen. Auch der Rosmarin blühte herrlich, als wir an diesem stürmischen Frühlingstag unterwegs waren.
Und sobald der Wind etwas nachließ, konnten wir den sommerversprechenden Duft der hiesigen Natur riechen: warm, erdig, würzig und na ja, manchmal auch mit ein wenig Ziegenkacke als besonderes Bouquet, denn auch hier leben die wilden mallorquinischen Ziegen nach Herzenslust. Wir trafen derer drei und Millionen ihrer Hinterlassenschaften. Aber alles easypeasy trocken, versteht sich.
Steilabstieg gen Far de Formentor
Ich glaub wirklich, dass wir auf diesem alten Leuchtturmweg die schönsten Aussichten auf den Leuchtturm hatten. Immer wieder ergaben sich neue Blickwinkel für wunderschöne Fotomomente. Nicht zuletzt, als wir einen echt steilen Abschnitt vor uns hatten, der uns schließlich an die Straße und somit kurz vor knapp zum Far de Formentor brachte.
Hab ich schon erwähnt, dass Trittsicherheit hier nützlich ist? An dieser Stelle wirklich nochmal, denn die losen Steine samt der krassen Steigung konnten eine ordentliche ungewollte Rutschpartie ergeben.
Ein letztes Mal konzentrieren wir uns richtig gut, um uns dann den rasenden Autos, Fahrrädern und Bussen auszusetzen. Uff, zum Glück war das Stück an der Straße echt nur kurz.
Ein letzter kurzer Anstieg und dann waren wir schon direkt am Leuchtturm. Von hier sah er nicht ganz so beeindruckend aus wie von weiter weg. Das Geniale ist ja, die Felsnase zu sehen, auf der er steht.
Erwähnte ich außerdem schon, dass auch der Parkplatz hier nicht riesig ist? Ist ja schließlich eine Felsnase. Es kam uns hier oben echt vor wie in einem Ameisenhaufen. Für uns ein klares Zeichen für Abmarsch.
Eigentlich könnte man den Weg nun zurücklaufen. Aufgrund kurzer müder Beine einer Vierjährigen ließen wir unsere Jungs zurückrennen und mit dem Auto zu uns kommen. Was für ein geniales Taxi. Und unsere wohlverdiente Pause konnten wir dann noch gemeinsam nachholen.
Die nachfolgende Wanderung ist nur circa unsere Route, wir haben nur weiter Richtung Leuchtturm einen Parkplatz gefunden.
Bester Strand zum Erholen: Am Platja de Formentor
Und da war er, mein persönlicher Traumstrand auf Mallorca. Nicht super breit, aber dafür mit ein wenig Schatten, wenn man wollte (wollte ich) und jetzt im Frühjahr angenehm leer: der Platja de Formentor.
Anno dazumal trafen sich an diesem Privatstrand die Schönen und Reichen. Heutzutage sind es nur die Parkgebühren, die reich werden. Aber hey, immerhin war noch Nebensaison.
Wir konnten fast windstill unser Leben hart chillen, Muscheln suchen, Seebälle sammeln und am Strand entlang flanieren. La vie est belle!
Wem nachvollziehbarerweise diese paar Kilometer zu wenig sind, dem empfehle ich, diese Wanderung über den El Fumat dranzuhängen, um noch etwas mehr Flora und Fauna dieser Landzunge entdecken zu können.