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Puderzauber an der Lenneschleife – Meine Winterwanderung bei Iserlohn

Schnee macht alles weicher, verwunschener und ein bisschen sinnlicher. Meine Heimatregion, die sonst auf Platz 1 der usseligen Regionen thront, darf ein wenig im Winterwonderland schwelgen und im frischgefallenen Schnee tanzen. Eine wundervolleZeit, um sich das Naturschutzgebiet Klippkes auf einer knapp 13km langen Wanderung anzuschauen – mit Blick auf eine bilderbuchhafte Lenneschleife, weitläufige Wiesen und wenige andere Wanderer trotz des schönen Wetters.

NSG-Sammlerin im Märkischen Kreis

Gefühlt hüpften wir bei dieser Tour von einem kleinen NSG ins nächste. Insgesamt sind es fünf, die wir durchquert haben, eins davon zweimal. Und die Wege in den Naturschutzgebieten sind so wundervoll schmal, urig und ab von den Straßen, dass mir die Tour genauso in Erinnerung geblieben ist. Zwischendurch gab es immer mal wieder Straßen, Ortschaften und auch Feldwege, in Summe sind es aber die Trampelpfade, die mich nachhaltig bewegt haben und mich diese Route absolut empfehlen lassen.

Auf gemütlichen Pfaden durch die NSGs
Stille Täler im Puderrausch
Schneegestöber, da kann sogar ich mal auf Aussicht verzichten

Auf schmalen Pfaden an steilen Hängen

Iserlohn liegt vor den Toren des Sauerlands, zählt aber noch zum Märkischen Kreis. Das war unser Glück, denke ich, denn alle Wintersuchenden stauten sich als Blechlawine gen Winterberg, während wir unsere Ruhe an diesem verschneiten Fleckchen Erde hatten.

Und rein von den Zahlen her kann sich die Wanderung auch mit solchen im Sauerland messen: Bei 12,9km machten wir 560Hm rauf und runter. Im Grunde liefen wir die Bergchen hoch, um die Aussicht zu genießen und dem Schneetreiben zuzuschauen, um dann wieder hinab zur Lenne zu schlittern und ihr tiefes Dunkelblau zu bestaunen. Als mein persönliches Highlight gab es dann eben jene Lenneschleife, auf die wir von hoch oben, den ‚Klippkes‘ hinunterschauen konnten.

Aber erstmal ging es gut bergauf

Es macht schon einen Unterschied, ob kein Schnee oder ein wenig Schnee liegt. Mit rund 5cm hatte ich manchmal schon das Gefühl, zwei Schritte vor und einen zurück zu gehen. Zumal unter der pudrigen Schneeschicht ordentlich Laub lag, das sehr glitschig geworden ist. So erlebte ich den Aufstieg durch einen romantischen Buchenwald als kleines Abenteuer – der Weg war nicht zu erkennen, die Fußspuren vor uns waren auf einmal weg und ich sank immer wieder tief ins Laub ein. Genau mein Ding! Und laut Karte wusste ich, dass wir einfach dem Bachlauf folgen mussten, von Verlaufen war also keine Rede, nur den einfachsten Weg haben wir halt nicht gefunden.

kleines Whiteout – also fast

Und als wir dann am höchsten Punkt der Wanderung mit 344m angekommen waren und unsere Blicke in die sanften Hochtäler des Märkischen Kreises gleiten gleiten lassen wollten, sahen wir nichts. Es kam eine erneute Schneefront an. Juhu! Was für ein Glück, denn es war kein Regen! Laut Wettervorhersage sollte es nämlich ab frühem Nachmittag auch hier wieder Regen geben. Bitte, liebes Winterwonderland, bleib noch ein bisschen und bring mir noch mehr von diesem wunderbaren Weiß.

An den Klippkes zur Lenneschleife

Und dann waren wir da. Wir schlitterten mehr als wir wanderten, denn gerade dieser Abschnitt im NSG Klippkes ist nicht so genial im Winter (bzw. wir hatten dummerweise keine Stöcke dabei) zu begehen. Wir waren oberhalb der Lenneschleife angekommen. Mein Herz hüpfte vor Freude! Kennt ihr das? Ihr kennt die Landschaft von Bildern aus dem Web, von SocialMedia, aber ihr habt sie noch nie mit eigenen Augen gesehen? Was für ein Unterschied! Was für ein großartiges Gefühl! Solch eine wunderschöne Flussschleife kannte ich bislang nur von der Mosel und hab das  hier nicht erwartet. Die kleine Kirche von Nachrodt wurde keck direkt im Scheitelpunkt der Schleife erbaut – hätte ich genauso gemacht, denn es gibt ein starkes Fotomotiv her.

An den Klippkes
Mit Blick auf die Lenneschleife

Der Abstieg war dann wirklich a weng abenteuerlich. Im Grunde hüpf-schlitterte ich seitwärts von Baum zu Baum. Aber hey, wie war das mit den Mikroabenteuern? Ich habe auch nur kleine blaue Flecken bekommen, also nicht der Rede wert und es war eine Mordsgaudi.

Auf dem Kamm entlang und runter über eine MTB-Strecke

Auf der anderen Seite der Lenne erwartete uns ein erneuter Aufstieg (keine Überraschung in diesem Hügelland) entlang eines Kleingartenvereins. Ernsthaft, so viele NSGs wie wir auf dieser Tour durchwandert haben, doppelt so viele Schrebergärten haben wir umrundet. Ist wohl typisch für die Gegend hier. Unter uns floss ruhig die Lenne in tiefem Dunkelblau vor sich hin. Ein kleines Baumhaus überm Wasser mit Privatschaukel verriet uns, dass der Lennestrand im Sommer zum Verlieben sein muss.

Summervibes?
Über die Brüccke sind wir gekommen, dahinter die Felsen vom NSG Klippkes
Und wieder hinauf

Bald stießen wir auf einen breiteren Forstweg, der uns im Panorama einen Steinbruch präsentierte. Er sah für mich aus wie ein Amphitheater für Riesen, wenngleich ich wusste, dass das natürlich Unfug war. Wie schade. In Gedanken malte ich mir aus, was die Riesen sich hier wohl anschauen, welche Stücke sie interessieren würden. Bald aber wurde meine Konzentration wieder auf den Weg gelenkt, denn der breite Forstweg war einfach weg, jetzt führte uns nur ein schmaler Weg weiter auf dem Kamm entlang und langsam ging es bergab.

Amphitheater der Riesen

Und erst, als die erste kleine Sprungschanze zu sehen war, begriff ich, dass wir uns auf einem MTB Trail befanden – die Reifenspuren vor uns verliefen also nicht auf einem Wanderweg, sondern unsere Spuren im Schnee liefen auf einer Downhill-Strecke. Aaaaah. ich bin als Wanderin ungern auf den Trails der MTBler unterwegs, immer hab ich das kitzelige Gefühl im Nacken, dass ich jeden Moment von einem unachtsamen Radfahrer niedergeprescht werden kann. Fakt am Rande: Ist mir noch nie passiert und die allermeisten Biker sind super vorsichtig, außerdem würde ich das vorher hören. Irgendwie bleiben meine Haare aber immer im Nacken stehen, wenn ich so einen Trail runterlaufe.

Entlang des Waldzwerks hinauf auf die Höhen

Der lettze Teil unserer Wanderung führte uns über die Lenne, entlang eines Alu-Walzwerks und einer lauten befahrenen Straße. Alles war laut, es lag Müll herum – zu viel Zivilisation für mich. Pfui. Jäh tauchte gegenüber im Wald ein schmaler Pfad auf – dort mussten wir hinauf. Endlich. Weg von der Straße und ihrem Lärm.

Na ja, das hat nur halb geklappt, denn der Lärm des Walzwerks verfolgte uns noch einige Serpentinen lang. Erst, als mein Atem flacher ging (ey, warum waren am Ende nochmal so viele Höhenmeter drin?) und wir eine weite Kurve im schneebedeckten Wald gelaufen waren, verkroch sich das Getöse des Werks und wurde mit jedem Schritt dumpfer und leiser. Als ich nur noch meinen eigenen schnaufenden Atem hörte, gönnten wir uns eine Pause zum Trinken.

Päusken, Schätzelein
Letzte Aussicht

Jetzt konnte ich noch einmal in diesem Winterwunder versinken, genoss jeden Schritt. Als wir vom Wald dann in die Wohnsiedlung ausgespuckt wurden, in der unser Auto stand, wäre ich gern rückwärts gegangen, um noch ein wenig Wunderland zu genießen. Aber wisst ihr was? ich glaube, ich komme im Sommer noch einmal wieder und genieße dann den wohligen Schatten der Bäume. Diese Tour lohnt sich zu jeder Jahreszeit.

4 Kommentare zu “Puderzauber an der Lenneschleife – Meine Winterwanderung bei Iserlohn

  1. Jefaellt mir, ihr Lieben!! 😎 👍 Ich hoffe, euch geht’s gut.. Wandern ist ja das Einzige, was man noch so richtig darf, wenn man nicht joggt oder radelt 🙈.. Bleibt gesund! LG Cosi aus Köln

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