Sued-Schweden-Bulli-1-Header

Off-Season mit dem VW-Bus durch Süd-Schweden (Teil 1)

10 Tage Outdoor-Roadtrip in wunderbarer Kälte und Zweisamkeit

[Werbung // Dank Webasto konnten wir diese Pressereise unternehmen]

Ich öffnete aus dem Schlafsack heraus die Seitentür unseres WebastoXperience Cars, eisige Morgenluft strömte herein, ich verkroch mich tiefer in meine Daunen und genoss den Blick auf den Upplunden-See. Aus Nicos Schlafsack schauten nur seine Wuschellocken heraus – ich wusste, er war genauso wach wie ich und genoss einfach die unfassbare Ruhe und Einsamkeit auf diesem Campingplatz. Was für ein Paradies!

Ich konnte meinen eigenen Atem sehen, so kalt war es an diesem frühen Septembermorgen. Noch ein bisschen wollte ich die klare Luft in unseren kuscheligen Bus hereinlassen, bevor ich die Tür wieder schloss, die Standheizung auf eine ‚Guten-Morgen‘-Temperatur von 21 Grad brachte und mit dem Kaffee kochen begann.

Guten Morgen, Schweden und Locken
Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, frisch war’s aber oft

Jeder unserer Morgen auf dieser 10-tägigen Bulli-Tour durch Süd-Schweden hatte diesen, in etwa gleichen, Ablauf. Wir waren meist für uns allein auf Campingplätzen, Stell- oder Parkplätzen. Die Saison war im September für das Jahr vorbei, draußen wollten nur noch die allerwenigsten übernachten, denn nachts konnte es schon leichten Frost geben. Was für eine Luxussituation für uns!

Unsere Route durch Süd-Schweden

Wir hatten den Komfort unseren Bus in Karlstad abholen und ihn 10 Tage später in Kopenhagen wieder abgeben zu können – dadurch ergab sich für uns eine gemütliche Zickzack-Route gen Süden, die durch relativ kurze Fahrzeiten ein höchstes Maß an Entspannung und Outdoorspaß-Möglichkeiten erlaubte. Dank der App „Stellplatz Europe“ (Android / iPhone) konnten wir recht flexibel unsere Nachtlager wählen und hatten nur zwei Campingplätze im Voraus reserviert – mal davon abgesehen, dass Ende September auch nur noch wenige offen hatten. Aber zwischendurch wollten wir doch auch mal eine Dusche nutzen, wir Spießer.

Stellplatz im Nirgendwo, es wurde abends schnell dunkel

Die meisten Nächte verbrachten wir also in trauter Zweisamkeit an den schönsten Orten der Regionen Värmland und Småland. Wir teilten uns lediglich mit Igel und Elch die nächtliche Ruhe. Nicht, dass wir von den beiden auch nur ein Ohr gesehen hätten, aber von beiden fanden wir die Hinterlassenschaften.

Vogelfrei mit dem VW-Bus in Süd-Schweden

Es war so herrlich, dass wir komplett frei waren, wo wir dank des Jedermannsrechts nachts schlafen wollten. Vom Zelten kenne ich es, dass man seinen Nachtplatz gut wählen muss. Der Untergrund muss zelttauglich sein, man hat zu Fuß natürlich einen kleineren Bewegungsradius und an Futter nimmt man auch eher nur das Nötigste mit, wenn man alles selbst tragen muss.

Jetzt mit Bus war es ein absoluter Luxusurlaub für mich. Wir kauften in Karlstad groß ein, einfach alles, worauf wir Lust hatten und konnten es problemlos im Bus unterbringen. Der T5 parkte im Grunde überall, die Bodenbeschaffenheit war egal. Ich freute mich schon auf die kommenden Abendessen mit Seeblick im warmen, windgeschützten Bulli und herrlich leckeren Abendessen.

Großeinkauf – und alles passt natürlich rein in unseren Bus
Kaffee. Danke.

Tagsüber waren wir immer draußen, hatten immer den Wind in der Nase und liefen, so weit uns unsere Füße trugen – oder bis wir zurück wollten, weil wir Hunger kriegten auf ein deftiges Mahl.

Im Schnelldurchlauf nehme ich euch jetzt mit auf Nicos und meine Bustour durch Süd-Schweden. Wenn ich dazu komme, verblogge ich die einzelnen Tage auch noch. Bis dahin könnt ihr als Ideenpool diese Shortlist nehmen und eure Fragen gern einfach als Kommentar posten.

Unser erster Stellplatz lag einsam und idyllisch in der Nähe von Silvergruvan am See Örlingen, mit super gepflegtem Klohäuschen und Badestelle für den Sommer. Jetzt im September gab’s allerdings nachts den ersten Frost.

Tour 1: Wanderung auf dem Järnleden

Der Järnleden ist ein knapp 29km langer Wanderweg, der auf verschlungenen Pfaden den alten Eisenweg nachvollzieht, auf dem schon im 17. Jahrhundert schwere Eisentransporte stattgefunden haben. Interessante Schilder am Wegesrand erzählen die Geschichte für uns heute nach. Er gehört zu den 10 schönsten Wanderwegen Schwedens, weil er über sehr abwechslungsreiches Terrain führt. Ein hübscher Abschnitt, finde ich, liegt zwischen dem See Bergsjön und der Anhöhe Niklasdamm. Streift man zunächst durch weite Felder, begleitet von den typisch roten Schwedenhäusern, wechselt der Pfad hinein in die südschwedische Wildnis mit federndem Tannenboden und tiefdunklen Seen. Es ist eine einfache Wanderung mit wenigen Höhenmetern, bei der man aber einen abwechslungsreichen Einblick in die Flora und Fauna der Region Värmland erhält.

Unsere Nacht verbrachten wir am See Mögsjörn bei Nykroppa, es war windig und nass, das Zähneputzen ging schneller als sonst und dann kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke und ließen den Abend mit einer guten Lektüre ausklingen.

Erste Schritte auf dem Järnleden
Kurz verschnaufen
Järnleden im Herbst

Tour 2: Auf Elchsafari bei Hagfors

Schweden und Elche gehören zusammen wie Pommes und Currywurst. Wir unternahmen daher bei Wolfgang von der Huskyfarm Björkilsätern eine Elchsafari, um den großen Braunen besser auf die Spur zu kommen. Auf dem Hinweg nahmen wir die kürzeste Strecke durch den Wald und standen auf einmal vor einer riesigen Tanne, die vor uns die Straße versperrte. Und jetzt? Wir riefen Wolfgang an, er kam auf seinem Quad vorbei, die Kettensäge im Gepäck und sägte uns in aller Ruhe die Straße frei. „So ist das hier eben in Schweden, wer die Sperre zuerst sieht, kümmert sich auch um die Beseitigung“, erzählte uns der Exil-Sauerländer.

Wolfgang lebt seit fast 20 Jahren hier in Värmland zusammen mit seiner Frau und den Huskys. „Im Sommer biete ich Elchsafaris an, im Winter dann Huskytouren. Aber ihr könnt nachher natürlich noch unsere Fellnasen streicheln“, versprach er uns mit einem Grinsen. Wolfgang nahm uns in seinem Auto mit, die Ferngläser lagen bereit, und schon konnte die Elchsafari starten. Immer wieder hielt er an, zeigte uns Spuren, erklärte uns viele Verhaltensweisen der großen Geweihträger und erklärt uns, warum es schwer ist sie zu finden. Elche haben nämlich kein Revier, sondern streunern pro Tag so 10-15km einfach immer durch die Gegend. An diesem Abend hatten wir leider kein Glück, dafür durften wir nach der Safari aber noch die Huskys knuddeln. Besonders die kleine Penny war ultra verschmust, ich konnte gar nicht genug von ihr bekommen.

Abends blieben wir mit unserem Xperience Car auf dem Campingplatz Värmlandsgården. Wir waren die einzigen dort und genossen unsere erste warme Dusche seit Tagen.

Ups, ein Baum. Was jetzt?
Elche futtern diese Flechte seeeehr gern
Huskydame Penny ist so verschmust und flauschig!
Ordentliches Geweih, was?!

Tour 3: Regen-Wanderung im Trestiklan-Nationalpark bis nach Norwegen

Wir parkten auf dem öffentlichen Parkplatz zum Nationalpark, direkt am Start unserer Wanderung. Um uns herum nur Wald, hier würden wir auch für die Nacht bleiben. Bei der schlechten Wetterprognose würde es hier tagsüber eh nicht voll werden. Wir parkten unser Cosy-Mobil also so, wie wir auch nachts am besten stehen wollten, zogen uns Regensachen an und schnallten uns die Rucksäcke auf. Unsere Tour war nur knapp 10 km lang, aber bei der nassen Prognose war es genau das richtige.

Über Plankenwege, rutschige Felsen und morastigen Waldboden wanderten wir bis zur schwedisch-norwegischen Grenze entlang verschiedener dunkler Seen. Unterwegs trafen wir einen Mann mit Hund, letzterer freute sich übelst über uns, denn wir waren an dem Tag die ersten gewesen, die die beiden getroffen hatten. Ein paar Knuddler später ging jeder wieder seines Weges und sowohl Hund als auch wir waren ein Stückchen fröhlicher.

In Schwedens Wäldern wird beinahe überall Forstwirtschaft betrieben, umso spannender ist es also einen kennenzulernen, in dem der Mensch nur minimalen Einfluss hat. Wege waren nur dort angelegt, wo es sonst zu moorig gewesen wäre zum Wandern. Ansonsten orientierten wir uns am Trampelpfad und gelegentlichen Wegschildern. Mich hat die Mischung aus Einsamkeit, Wildnis und Moor unfassbar beeindruckt. Hingegen war ich von der Grenze zwischen den zwei Ländern enttäuscht. Ich dachte, da wäre ein schönes Schild oder so. Aber nur eine kleine verwitterte Brücke kennzeichnete den Landeswechsel. Dahinter waren dann einfach die Wanderschilder auf Norwegisch.

Auf dem Rückweg fing es dann wirklich stärker an zu regnen, jetzt nur nicht auf den glitschigen Felsen ausrutschen. Gut, dass wir denselben Weg zurück nahmen, so kannten wir schon die Eigenheiten des Pfades. Nass, aber glücklich kamen wir später wieder an unserem Xperience Car an. Die nassen Klamotten landeten im Fußraum sowie an den Rückenlehnen und der heiße Kakao war dank Gasherd schnell gekocht.

Umgeben von hohen Nadelbäumen und viel Einsamkeit brach die Dunkelheit herein und ließ uns bald in einen gemütlichen Schlaf fallen.

Beliebter Fotospot – an diesem Tag waren wir allein dort
Über nasse Planken
und weiter über nasse Felsen
Herbst in Schweden

Tour 4: Geocaching auf Saltö, einer Schäreninsel vor Strömstad

Unser Bulli fuhr uns so lange hinaus aufs Meer, bis es für ihn nicht mehr weiterging. An der Küste bei Strömstad kann man wunderbar einige der Schäreninseln mit dem Auto befahren. Über hohe Brücken sind sie wie Perlen auf einer Kette miteinander verbunden. Wir entschieden uns für Saltö, direkt im Kosterhavet Nationalpark, dem ersten Meeresnationalpark Schwedens, und weil es dort ein paar spannende Caches zu heben gab.

Aber erstmal wollte ich mein Mittagessen auf einem alten Baumstamm am Strand genießen, die Sonne im Gesicht spüren, dem Meeresrauschen in meinen Ohren lauschen und dem Glitzern der Wellenkämme meditativ zuschauen. Es war ein herrlicher Spätsommertag zum Entspannen.

Irgendwann siegte meine Neugierde aber und wir machten uns auf, die Felsen der Insel zu erklimmen. Irgendwo sollte hier der Cache „KNP no textil“ versteckt sein. D 3,5 und T 3,5 – also durfte er etwas abseits liegen. Und tatsächlich, ganz oben auf einem Felsen lag er gut versteckt. Aber besser noch als der PETling war die Aussicht von dort und machte Lust, die Küste zu erkunden. Ein paar hunderte Meter weiter gab es noch den Cache „Saltö-TMBL“, auch ein Tradi, aber mit D 2 und T 4. Noch mehr Kraxelei also. Klar, dass wir uns den auch holen wollten.

Gefährlich nah stand ich beim Heben des zweiten Caches an den Klippen, unter mir brandete das Meer gegen den Fels, oben zerrte der salzige Wind an meinen Haaren. Freiheit. Und der Cache war gehoben. Die Wertung T 4 hatte schon ein wenig Kraxelei in sich, genau mein Fall.

Wir umrundeten Saltö weiter und fanden ’svarta hällorna‘ – schwarzer Hügel, ein geologisches Highlight, da sich hier zwischen allem hellen Stein ein dunkler Gürtel aus Diabas entlangzieht.

’svarta hällorna‘ auf Saltö

Schweren Herzens verließen wir irgendwann Saltö, hier durften wir nachts nicht parken. Dafür erwartete uns außerhalb Strömstads ein weiterer Campingplatz mit warmer Dusche. Zwar liegt der Platz Dynestrands Camping direkt unter einer Autobahnbrücke, aber er hatte noch geöffnet und der Sonnenuntergang auf die Lagune hinaus war göttlich.

Up, up and away – wo liegt der Cache denn nu?
Am Meer entlang auf der Suche nach Geocaches
Sonnige Zeit auf Saltö
Sieht leider nicht so hoch aus, wie es war

Tour 5: Wanderung im Moor durch den Store Mosse Nationalpark

Süd-Schwedens größtes Moor lag auch auf unserer Route gen Kopenhagen. Dort gab es eine 13,5km lange Wanderung um einen der Moorseen herum. Vom See Kävsjön selbst habe ich kaum was gesehen, so bewachsen war alles. Doch die Plankenwege, auf denen wir schienenartig fast den kompletten Weg liefen, ließen vermuten, dass kein fester Boden unter unseren Füßen war. Bei äußert windigen Verhältnissen stiegen wir noch auf die Aussichtsplattform und machten eine kurze Rast im Windschatten der Holzverkleidung.

An diesem Tag war ich wirklich froh, als wir uns dann einen einsamen gemütlichen Stellplatz irgendwo im Nirgendwo von Småland gesucht hatten, natürlich an einem See. Es war das Gelände eines nicht mehr genutzten Strandbades. Neben uns parkte noch bis ca. 22 Uhr ein anderes Auto, der Typ hat sich einen Film angeschaut (nix Versautes, ich hab geschlinst) und ist dann gefahren. Alles klaro.

Zum Abendessen zauberte Nico uns eine Art British Breakfast: Bacon, Bohnen, angebratene Tomaten, Spiegelei. Es war einfach nur herrlich nach dem windigen Tag gemütlich im Cosy-Mobil zu sitzen bei muckeligen 21 Grad. Zum Schlafen regelten wir die Temperatur auf 16 Grad runter, damit dann automatisch um 7.30 Uhr die Temperatur wieder auf 21 Grad aufgeheizt wurde. Das ist geniales Glamping, oder?

Blick zum See Kävsjön – versteckt im Schilf
Pausenlos über Planken wanken – irgendwann kriegt man davon einen wirren Kopf
Yummi!


Weiter zu Teil 2 meiner Süd-Schweden-Tour (folgt in ein paar Tagen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert