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Über die 4 höchsten Gipfel von Süd-Wales: Wanderung übers Beacons-Hufeisen

Weite grüne Steilwände, ein wenig Buschwerk für echte walisische Pferdchen und Schafe sowie ein atemberaubender Blick ins Umland und einige moorige Momente. So lässt sich die Wanderung im Nationalpark Brecon Beacons mit ihren vier Gipfeln auf 14,7km wohl am besten beschreiben. Einfach traumhaft und ein Muss für jeden Wales-Besucher, sage ich.

Ein langer Aufstieg auf gepflasterten Pfaden

Wir starteten unsere Wanderung im Nationalpark Brecon Beacons am dafür ausgewiesenen Parkplatz. Laut Wanderführer steppt hier täglich ordentlich der Bär, sodass wir früh dran sind und so versuchen den Massen zu entgehen. Also, entspannt früh, ich glaube, ich setzte meinen Rucksack gegen kurz vor 8 Uhr auf. Es waren noch drei weitere Autos auf dem Parkplatz, die Imbissbude war noch verriegelt – die Horden wurden wohl wirklich erst zu einer späteren Tageszeit erwartet. Gut für uns. 

Schnell war der Einstieg zum Wanderweg gefunden, einfach am Shop links vorbei und dann bergauf. Diese Tour zeichnet sich vor allem auch dadurch aus, dass der Wanderweg an vielen Stellen gepflastert ist. Irritiert? Wir hatten das Glück einen Wegeinstandhalter (schönes deutsches Wort) bei seiner Arbeit zu treffen – er warnte uns vor dem aufziehenden Gewitter laut Radio, ich dankte ihm für seine freiwillige Arbeit, die Wege instand zu halten. Diese Art des Weges stellt sicher, dass der Weg nicht zu matschig wird, denn regnen tut es viel in Wales. Dann käme man manche der Hänge deutlich schlechter hinauf und wieder hinunter. Es verringert einfach das Berletzungsrisiko. Und bitte stellt euch keine Altstadt-Pflasterung einer deutschen Kleinstadt vor. Diese Pflasterung in den Brecon Beacons war funktional- jeder einzelne Stein gibt dem Wanderer Halt unter seinen Schuhen, auch wenn’s mal glitschig wird.

Und so setzten wir einen Fuß vor den anderen, erklommen Meter um Meter, um den ersten der 4 Gipfel zu erklimmen. Meine Augen saugten das satte Grün der Landschaft ungefiltert in sich auf, verloren sich in der weiten Ebene hinter dem Nationalpark. Wenn wir schnell wären, würden wir es vor dem ersten Regen wieder ins Tal geschafft haben, denn noch sahen die Wolken unschuldig weiß auf uns herab.

Auf dem Corn Du (873m), Gipfel 1 von 4

Die 4 Gipfel des Beacons-Hufeisens: Corn Du (873m), Pen Y Fan (886m), Cribyn (795m) und Fan Y Big (719m)

Die Gipfel in Süd-Wales sind sanfte Hügel, keine steil exponierten Felsspitzen. Doch unterschätzen sollte man die Anstiege nicht, gerade wenn man vier an der Zahl auf einer Tour sammeln will. Wir erreichten zunächst den Corn Du-Gipfel auf 873m. Die rote Erde hier oben war sehr abgetreten, sodass der steinige Boden darunter zum Vorschein kommt. Man merkte – dieser Gipfel wird von Menschenmassen geschwemmt, wenn das Wetter gut ist. Zusammen mit uns waren nun so etwa 20 andere hier oben- hoppsa, wo kommen die denn her? Auf unserem Rückweg am Ende der Tour sahen wir, dass es einen breiten, perfekt ausgebauten Weg hinauf zu diesem Gipfel gibt, hier kann man sogar mit Flop Flops hoch. Uff. Wie schön, dass das nur unser Abstiegsweg war.

Wir verweilten nicht lange, es zog uns weiter, 3 peaks to go! Wir folgten dem fast einzigen Weg, den es hier gibt. Die Orientierung ist wirklich einfach – entweder geht man über die Gipfel oder unterhalb davon entlang. Aha, so sah dann also auf diesem Rundweg unser Rückweg aus. Von oben konnten wir ihn meist die ganze Zeit einsehen. Nach dem Prinzip „Hügel runter, Hügel rauf“ machten wir uns dran, auf den höchsten Berg in Süd-Wales zu besteigen, den Pen Y Fan mit 886m. Was jetzt lässig klingt, war aber echt anstregend. 

Da fiel mir eine Anekdote wieder ein, die uns morgens die Lady vom B&B erzählt hatte: ihr Neffe ist bei der britischen Spezialeinheit Special Air Service. Während seiner Ausbildung wurde er auch einige Male in den Beacons ‚ausgesetzt‘. Diese sind bei der Army so beliebt, weil sie topographisch und klimatisch so herausfordernd sind. Klar, mit den Ausrüstungskilos aufm Rücken eines britischen Soldaten stell ich’s mir hier echt ungemütlich vor. Und seine Aussage war über den Nationalpark: „I would rather go to Afghanistan than to Brecon Beacons again.“ Soviel zu diesem schönen Ort. Als Soldat ist’s kein Zuckerschlecken. Unsere größte Sorge war einfach nur das Wetter.

Walisische Steilhänge und Wolkenberge 

Über rote festgetretene Erde erreichten wir den zweiten Gipfel unserer Tour, den Pen Y Fan mit 886m. Hier war schon deutlich weniger los, es war wieder so typisch. Nur weil dieser Gipfel 3 Meter weiter weg vom Parkplatz war. Dabei handelt es sich um den höchsten Gipfel von Süd-Wales. Alles Luschen, wenn sie diese Superlative schon nicht reizt. Aber mit Crocs wandert es sich selbst in Wales nicht so gut, da kommt man nur auf den vordersten Gipfel.Ich genoss die Ruhe hier am Gipfel, blickte zurück zum Corn Du und beäugte die Touris dort. So verrückt, dass die nicht weiterlaufen wollen. Sie verpassen doch so viel, wenn sie nur den ersten Gipfel mitnehmen. Ruhe zum Beispiel.
Nach einer kleinen Snack-Pause wanderten wir weiter, ein Blick zum Himmel trieb uns etwas an. Noch waren sie nicht dräuend, wurden aber immer mehr. Immer am Rand der steilen Grünhänge entlang schlängelte sich unser Wanderweg und leitete uns über weite Grasfelder und morastige Taleinschnitte zum vorletzten Gipfel unserer Tour, dem Cribyn.

Auf dem Pen Y Fan (886m), Gipfel 2 von 4
Rote Erde, rotes Matschwasser
Auf dem Cribyn (795m), Gipfel 3 von 4

Es gibt hier in Wales keine epischen Gipfelkreuze oder irgendwas Auffälliges, wenn man den höchsten Punkt des Berges erreicht hat. Die Waliser begnügen sich mit einer kleinen Steinplatte oder einem Haufen Steine oder auch nur einem Stein. Oder man genießt einfach auf diesem kleinen Plateau die wunderschöne Aussicht in die grüne Weite und atmet die würzig frische, nach Regen duftende Luft ein. Wir begegneten auf den letzten beiden Gipfeln nur einer Handvoll Leute und einem Schaf. So stelle ich mir walisisches Wandern vor.

Meine Schuhe striffen durch die Gräser, knirschten über rote Steine. Irgendwo nach dem vierten Gipfel, dem Fan Y Big, sollten wir uns laut Wanderführer rechts herum wenden und das Hufeisen unterhalb der Gipfel zurücklaufen. Man sah nur einen Weg, der zurückführte, also nahmen wir den. Das Wetter würde auch nicht mehr ewig warten, bis es losging. 

Grün, so weit das Auge reicht
Schäfchen gratuliert zum 4. Gipfel
Auf dem Fan Y Big (719m), Gipfel 4 von 4

Der Rückweg, die Army, der Wettlauf und der Regen

Wir liefen also südlich der Steilkante im seichteren Hang das Hufeisen wieder zurück. Ein paar Tropfen sammelten sich hie und da auf meiner Jacke. Als wir dann am vorletzten Anstieg waren, holten rechts von uns Soldaten auf, die hier trainierten. Den Neffen der Lady im Ohr nahmen wir die Jungs genau unter Beobachtung. Alter, deren Rucksäcke waren verdammt schwer und selbst bei diesem kühlen Nieselwetter mussten die sich zu Tode schwitzen. Wie gut, dass ich nur meine Kamera zu tragen hatte. Jo, und dann ging der Wettlauf los. Die Army-Jungs wurden von ihrem Drillinstructor angefeuert und pushten sich gegenseitig. Wir überholten die ersten 5 Jungs, die musste ich doch entspannt abziehen können. Schließlich trage ich nur ne Kamera und die bestimmt 25kg aufm Rücken.

Das Unwetter naht und bringt tolle Wolkengebilde mit sich
Ich hab ihn abgezogen. Knapp, aber abgezogen.

Wuhuuuuu… war das ein Bergauflauf. Und natürlich ganz entspannt und niemals offensichtlich ein Wettlauf. Der Soldat wollte sich einfach nicht von mir, einem Mädel, abhängen lassen. Ich war schweißgebadet. Knapp, wirklich knapp, kam ich vor ihm am Gipfel an. Mon dieu! Im Stillen hab ich mich übelst gefeiert, nach außen war ich die Ruhe selbst und hab von dem vermeintlichen Wettlauf nix mitbekommen. Ich hoffe, der arme Kerl hat deswegen nicht einen drauf bekommen. Abgezogen von nem Mädel in den Beacons. Ist immerhin Stoff für ne kurze Geschichte.

Army voraus
Die Wanderautobahn zurück ins Tal
Verdienter Zuckerschock am Wanderende

Unser Abstieg zum Parkplatz war gepflastert von unsympathischen Touris in Crocs. Wir beschleunigten unseren Schritt auf dieser breiten Wanderautobahn, zogen ob unserer Hast überraschte Gesichter auf uns und fühlten die ersten dicken Regentropfen auf unseren Gesichtern. Perfektes Timing.
Zurück am Parkplatz hatte die Imbissbude nun auch geöffnet. Der Parkplatz platzte aus allen Nähten, am Straßenrand stapelten sich die Autos ebenfalls. Stolz wie Bolle holten wir uns anner Bude ne Dose Cola. Dabei gab der Verkäufer uns den Rat, dass wir wegen des Wetters heute besser nicht mehr hochlaufen sollten. Ähm, häh? Der dachte wirklich, wir wollten jetzt erst starten – Na, da müssen wir wohl mega entspannt und erholt ausgesehen haben. Läuft bei uns! 

3 Kommentare zu “Über die 4 höchsten Gipfel von Süd-Wales: Wanderung übers Beacons-Hufeisen

  1. Wow sind das schöne Bilder! Deine Geschichte erinnert mich ein bisschen an unseren Irland-Urlaub. Ich bin immer froh, dass nicht alle Leute die Lust und Kondition haben weitere Strecken zu wandern. Man muss sich nur mal vorstellen wie das wäre wenn die Leute, die jetzt in FlipFlops oder Crogs auf den ersten Gipfel laufen die ganze Tour gehen würden… Dann doch lieber so :)
    Liebe Grüße, Apollonia

  2. Oh, da habe ich ja richtig was verpaßt ;-) Naja, so richtig Wales kommt noch, war dort leider nur kurz und für einen kleinen Eindruck von Stadt und Land. Danke für die Tourbeschreibung und die guten Bilder! Es lohnt also, den Touris auszuweichen und die weiter abgelegenen Pfade zu nutzen, damit so richtiges Bergfeeling aufkommt!
    Sonnige Grüße!
    Bernd

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