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Waldig-wolkenreicher Wicklow Way in Irland, Teil 1 ab Enniskerry

Die Iren wandern „offiziell“ noch nicht so lange. Laut meines Wanderführers für Irland begannen die Iren erst vor ca. 20 Jahren sich für Tages- und noch neuer für Mehrtagestouren zu interessieren. So findet man auf der grünen Insel eine Vielzahl von schönen Tageswanderungen und wenige Weitwanderwege. Der Wicklow Way gehört zu letzterer Kategorie. Über eine Distanz von 132 km führt er durch die östlichen Wicklow Mountains und ist Irlands erster Fernwanderweg.

Für unseren Inselurlaub im Sommer 2012 hatten wir auch diesen Weg ins Auge gefasst, Karten gekauft, Berichte gelesen, wie etwa von den Beute(l)tieren und hin und her überlegt. Am Ende haben wir uns für nur drei Tage auf dem Wicklow Way entschieden.
Nach allem, was ich gelesen hatte, war die Crème-de-la-crème des Weges die Etappen rund um Glendalough – ein Tal mit einem berühmten Rundturm aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, einem schon uralten Friedhof und zwei schönen Seen zum Erkunden.
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Tag 1: Von Enniskerry bis irgendwo hinter’m Djouce Mountain (16 km)

Unsere Tour startete in Enniskerry, genauer gesagt am Parkplatz bei Curtlestown Wood. Es war schon 13 Uhr und wir wollten noch ein paar Kilometer hinter uns bringen. Schon am Wanderparkplatz wurden wir, weil wir danach aussahen, nach dem Weg gefragt – nicht, dass dieser nicht die gesamten drei Tage super ausgeschildert gewesen wäre…
Schnell ging es von asphaltierten Straßen auf angenehm zu laufende Schotter-Gras-Wege und bald sahen wir den Sugar Loaf, der uns als schönstes Fotomotiv des Tages stets begleitete – ein Berg, der wie ein aufgehäufter Zuckerberg aussieht, oben so schön weiß. In saftiges Grün tauchten wir hinab, weiter entlang des Glencree Rivers, an dem es wunderschöne Lagerplätze zu geben schien – aber überall Schilder mit ‚NO CAMPING’. Alles klar, das war eindeutig – Feuerstellen waren trotzdem zu sehen und leider auch viel Müll. Entlang des rot schimmernden Flusses folgten wir dem Wicklow Way durch hohe Wiesen, überquerten eine schöne Holzbrücke und wanderten weiter unter grünem Blätterdach. Danach ging es stetig bergauf, über Forstwege, entlang von Feldern voller Fingerhüte (sehr süß auf Englisch: ‚fox gloves’) und mit Blick auf die Irische See.
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Der Aufstieg auf für Wanderer etwas ödem Weg wurde durch einen schön schmalen Steig am Rande des Talkessels des Powerscourt Waterfalls entlohnt, sogar ein paar Serpentinen waren zu laufen. Wir fühlten uns glücklich, diesem Weg zu folgen und den Wasserfall von oben zu bestaunen – denn unten standen die in der Sonne funkelnden Stahlkarossen dicht an dicht und die wenigen Meter zum Wasser hin waren mit Menschen überlaufen.

Nach einer kleinen Erfrischung ging es für uns noch weiter bergauf. Noch war es nicht so spät, und wir wollten noch etwas weiter kommen. An der Bergkuppe angekommen, bot sich uns ein wunderbarer Ausblick in das Tal Glensoulan, dessen Fluss in den Wasserfall mündete. Hier begann auch der Wicklow National Park – ab hier war Campen erlaubt. Nach einem kurzen steilen Abstieg auf Grasweg sah man auch die erste schöne (und leider zugemüllte) Möglichkeit zu campen. Doch war es für uns noch etwas zu früh, unser Entschluss stand, an diesem Tag noch den Djouce Mountain zu besteigen – diesen Gipfel mit dem „coffin stone“ wollten wir uns nicht entgehen lassen. Also vorbei am schönen Nachtplatz und immer bergauf. Zu unserer Linken erstreckte sich in weiter Ferne das Meer, zu unserer Rechten grasten auf üppiger Wiese ein paar Rehe.

 

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Der Aufstieg zog sich dann etwas in die Länge – gelangweilte Schafaugen folgten unseren eselsruhigen Schritten. Belohnt wurden wir immer wieder, wenn wir einen Blick über die Schulter warfen – Meer am Horizont und die Gewissheit, den Berg unter den Füßen zu spüren!

Nach einem recht ausgetretenen Anstieg (immer wieder wiesen Schilder darauf hin, doch bitte auf den Wegen zu bleiben, um die Erosion nicht noch zu verstärken) kamen wir oben am Gipfel an und bekamen einen wundervollen Ausblick in die Wicklows! Die Berge sind weit älter als unsere deutschen Alpen. Sie sind vom Gletscher gezeichnet – an den meisten Stellen sanft und hügelig, nur wenige schroffe Felsen und Klippen sind zu sehen.

Unsere Bedenken, dass die Wolken zu dicht und die Uhrzeit zu fortgeschritten waren, verflogen, als wir eine irische Familie dort oben sitzen sahen, die das Wetter zu genießen schien und Brote in sich hinein mümmelte – auf einmal waren die Wolken erhaben und nicht mehr bedrohlich.
Frohen Mutes und mit der Gewissheit bald unser Zelt aufschlagen zu können, machten wir uns an den Abstieg. Aber das war etwas kurzsichtig gedacht, denn nun kam der Teil, der wunderbar zu fotografieren war und obendrein ein Abenteuer, was die Wegführung anging – auf Planken! Um dem Wanderer das Hochmoor schmackhaft und trocken zu machen, wurden dort Planken verlegt, auf denen man bei gutem Wetter gemütlich entlang wandern kann. Wir waren begeistert von dem Weg, aber auch müde nach diesem schon so eindrucksvollen Tag. Aber hier zelten? Nur mit Paddel…
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Also ging es weiter für uns. Hügelkuppe um Hügelkuppe. Schön war die Aussicht, schwankend der Schritt – mit dem großen Rucksack auf dem Rücken bot man sehr viel mehr Windwiderstand als normalerweise. Laut Karte sollten wir bald einen Wald erreichen, in dem wir unser Lager aufschlagen wollten – leider ist dieser Wald den Forstarbeiten zum Opfer gefallen, das ist abends um 19Uhr keine so erfreuliche Neuigkeit. Unsere müden Füße trugen uns brav weiter zur nächsten Waldfläche. Auch hier waren viele Stellen schon kahl geschlagen und wirkten wie tot auf uns, kein so schönes Abendbild. Einen mehr schlecht als rechten Zeltplatz haben wir dann doch noch gefunden, immerhin gut geschützt und ohne sumpfigen Untergrund. Nur gab es hier leider trotzdem diese fiesen kleinen Mücken, die uns zu Hunderten zwickten und zwackten… was für eine Freude. Ich habe stoisch das Wasser für unser Abendessen heiß gemacht und bin dann ins Zelt gekrochen – ohne jede Hektik. Bringt eh nichts, außer mir im Endeffekt ca. 50 Mückenstiche, ungelogen (Und die juckten soooo wahnsinnig!). Die Nacht war dann relativ ruhig, nur nicht so erholsam. Am nächsten Morgen wollten wir ohne die dämlichen Viecher frühstücken und brachen ziemlich früh unser Lager ab. Immerhin hatte es nicht geregnet.

3 Kommentare zu “Waldig-wolkenreicher Wicklow Way in Irland, Teil 1 ab Enniskerry

  1. ah, der Wicklow-Way steht auch noch auf unserer Liste. Bisher hat es in den Wicklow Mountains immer nur für Tagestouren gereicht. Ich glaube gegen die Mücken lässt sich nicht viel machen – die gehören im Sommer einfach dazu. Vielleicht macht es Sinn die Tour im Herbst zu machen, falls es dann nachts nicht schon zu kalt wird?!

    1. Hey ihr zwei,
      ja, das ist eine gute Idee, die Jahreszeit etwas zu schieben. Statt der Temperaturen wäre ich aber eher noch wegen des vielen Regens Richtung Herbst etwas vorsichtiger. Kann gut gehen, kann aber auch echt daneben gehen. Aber der Wicklow Way läuft sich toll!
      Liebe Grüße
      Corinna

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