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Leise Winterwanderung im Hochsauerland – über den Langenberg zum Clemensberg

Wer in NRW im Winter Schnee sucht, muss sich oft etwas gedulden. So hoch liegt das Bundesland nicht und häufig schmilzt das schöne Weiß schneller weg, als man „Schneemannmatsche“ aussprechen kann. Aber im Hochschauerland bei Winterberg findet sich im Winter doch sehr oft ein traumhaftes Winterwonderland. Auf 14km habe ich die höchsten Gipfel NRWs erwandert.

Und so kam es, dass ich die Webcams seit Jahresbeginn im Blick hatte. Wann würde es endlich ein wenig Schnee geben? Wie hoch muss ich, um das stille Weiß endlich erleben zu können? Ca. 15 Zentimeter war der Schnee aktuell auf dem höchsten Berg NRWs, dem Langenberg mit 843m, und ergab drum herum schon eine sehr hübsche Winterlandschaft. Glitzernde Eiszapfen in den Bächen, faszinierende Kristalle am Wegesrand und puderzuckerbedeckte Tannenwälder. Ein kleines Winterwonderland, nur 1.5 Stunden Autofahrt vom Ruhrgebiet entfernt.

Deswegen hat es mich dann auch am letzten Sonntag um 6.30 Uhr aus dem Bett getrieben. Die Aussicht auf Schnee hier in NRW strahlte einen so großen Reiz auf mich aus, dass meine Müdigkeit schnell verflog. Wie immer, wenn es im Winter ins Sauerland geht, bangte ich den Höhenmetern entgegen – wann würde ich endlich auch von der Straße aus Schnee sehen? Genügend Schnee für ein bisschen Winterwonderland?

Ich hatte die Tour „Höher geht’s nicht“ rausgesucht, zu großen Teilen verläuft die Route auf der ‚Winterberger Hochtour‘. Beide Namen zeigen schon, höher kommt man im Sauerland und eben in NRW auch nicht. Hier sollte doch Schnee zu finden sein. Von 511m ging es hoch bis auf 843m – unser Start in Winterberg-Niedersfeld war also noch recht schneearm, aber ich war mit -10°C und den Aufnahmen der Webcams weiter oben zuversichtlich, dass wir bald mehr Schneeträume finden würden.

Einsamer Anstieg zum Langenberg – dem höchsten Berg in NRW

Wir starteten um kurz vor 10 Uhr morgens. Keine unmenschliche Uhrzeit also, nichtsdestotrotz waren wir fast die einzigen, die den langen Anstieg in Angriff nahmen. Außer uns trafen wir noch ein Ehepaar aus Winterberg, die zum Ausnüchtern und Kater-Vertreiben die 300Hm bis auf den Langenberg auf sich nahmen. Auf jeden Fall ein super Konterprojekt, wie ich finde. Und wirklich, die ersten paar Kilometer ging es einfach nur bergauf – und das in einem Mittelgebirge. Schnaufend und mittlerweile auf guter Betriebstemperatur kamen wir oben an. Hier war Sonne, hier war viel Schnee und eine großartige Ruhe.

Der Vorteil des Langenbergs ist, dass kein Parkplatz in unmittelbarer Nähe ist. Entsprechend weniger ist hier los, vor allem im Vergleich zum Kahlen Asten.

Angekommen am höchsten Punkt NRWs

[Lies mehr zu meiner Tour „Schneegestöber auf dem Kahlen Asten – Rundtour bis auf 842m“]

Vom Langenberg zum Clemensberg im Sauerland

Gestärkt mit warmem Tee und ein paar Happen, ging es für uns weiter und wieder etwas hinunter. Den längsten Anstieg hatten wir somit, die meisten Kilometer lagen aber noch vor uns. Hier oben war der Winter schon länger angekommen und in den Schonungen lag der Schnee wie eine weiße Decke auf den Tannen, mein Atem bildete kleine Wölkchen in den wärmenden Sonnenstrahlen. Lange haben wir am Gipfelkreuz trotzdem nicht pausiert, denn sobald der Wind aufkam, wurde es echt frostelig.
Unser Weg führte uns weiter durch schneebedeckte Tannenwälder – rechts und links des Pfades sah man immer wieder Tierfährten im Schnee verschwinden. Reh, gehendes und laufendes Wildschwein, Hase. Die drei Fellviecher habe ich an ihren Spuren erkannt. Wie schön, dass ich recht wenige Menschenfußabdrücke sah.

Von nun an hatte die Rundtour nicht mehr so viele Höhenmeter, wir wanderten etwas bergab, beobachteten die Sonnenstrahlen, wie sie mit den Bäumen spielten und ein wundervolles Muster zeichneten. In der Ferne hörten wir eine Liftanlage – Gott, war ich froh, dass wir hier alleine durch den Wald liefen und uns nicht auf irgendeiner Piste herumdrängen mussten. Wir kamen an einem kleinen Bach an und verzückt wie ich von dem winterlichen Schauspiel war, entging es mir, dass wir ihn direkt hätten queren sollen.

Sonnenspiel im Tannenwald
Fotostop am Bach
Wasser in unterschiedlichen Aggregatzuständen

Ach ja, umso spannender war es dann, als wir uns unseren eigenen Weg suchten durch die hübsch verschneite Landschaft. Unseren ursprünglichen Weg fanden wir recht schnell wieder, hier kamen uns menschliche Parfumwolken entgegen, es wurden immer mehr – irgendwo musste hier eindeutig ein Parkplatz sein. Und tatsächlich, wir waren jetzt an der Hochheide angekommen.

Heide im Winter

Einmal um die Hochheide und zum Panoramablick auf den Clemensberg

Holla, hier steppte ja der Papst im Kettenhemd. Auf einmal war es vorbei mit der Ruhe, es schien so, als sei die Hochheide DAS Ausflugsziel, um sich mal eben die Beine an einem schönen Sonntag vertreten zu wollen, mit Mutti im Schlepptau. Ich kam mir vor wie auf der Zollernalb in Baden-Württemberg, auf einmal strömten Menschen herbei, laut, loipenzertretend und schauten uns in ihren heiß-modernen Daunenjacken und RayBan-Sonnenbrillen an, als seien wir von einem anderen Stern. Na ja, wir machten halt kurz am Wegesrand unsere Mittagspause. Schön Bütterken, Beef Jerkey, etwas Gemüse und ’ne schöne heiße Tasse Tee. Nichts Ungewöhnliches, möchte man meinen.

Im Frühjahr muss die Heide hier herrlich blühen, jetzt lag auf der gesamten Fläche eine dünne Schicht Schnee und glitzerte verträumt in der Sonne. Wir sahen zu, dass wir auf unserer Runde schnell weiterkamen. Ich wollte unbedingt das Panorama auf dem Clemensberg genießen. Natürlich waren auch dort einige Leute, aber es gab auch ein Gipfelkreuz – und direkt daneben einen Stromkasten. Ähm… ok. Das mit dem Gipfelerlebnis müssen die Sauerländer nochmal üben. Nichtsdestotrotz, die Aussicht war faszinierend. Von diesen 841m hatte ich einen wundervollen Blick ins Upland, Richtung Hessen, die Gedanken konnten sich einfach in der Ferne verlieren.

Blick vom Clemensberg

Als dann eine quasselnde Truppe Holländer ankam, machten wir uns rasch an den kleinen Abstieg. Wir kreuzten kurz die Hochheidehütte – es sah gemütlich dort aus, aber ich freute mich auf etwas mehr Ruhe, vielleicht ein andern Mal. Nach einem übervollen Zickzack-Lauf über den Parkplatz schluckte uns endlich wieder der Wald, die Stille kehrte zurück, nur vereinzelt trafen wir andere Wanderer. Jetzt ging es im Grunde nur noch bergab, bis wir wieder in Niedersfeld ankamen, zufrieden und mit 14km in den Beinen.

Infos zur Tour

Ausrüstung im Winter: Handschuhe, Mütze, winddichte & wärmende Jacke, wasserdichte & warme Schuhe mit gutem Profil (matschiger Waldboden), warmen Tee, eigene Jause (oder Einkehr in der Hochheidehütte), evtl. Wanderstöcke, je nach Wetter Sonnenbrille

Ein Gedanke zu “Leise Winterwanderung im Hochsauerland – über den Langenberg zum Clemensberg

  1. Hey Ho!

    Sehr schön die Tour! Fahre die beiden Gipfel oft mit dem MTB an – allerdings von Willingen aus. Wenn wir nicht nächste Woche in die Dolomiten fahren würden, wären wir vermutlich auch dieses Wochenende auf einen Kurztrip ins Sauerland gefahren. Deine Schneebilder machen schon Lust, da eine Runde zu drehen :-)

    Viele Grüße
    Udo

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