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Hohe Wände, hoher Puls – hinauf zum Ellmauer Tor (Wilder Kaiser)

Der Schotter unter meinen Bergstiefeln wird immer unangenehmer, immer grieseliger und rutschiger. Neben mir formen die Felsen hohe Wände, ein El Dorado für Kletterer, Genickstarre und offene Münder für uns Wanderer. Das Ellmauer Tor im Wilden Kaiser ist ein wahnsinnig beeindruckender Durchgang zwischen Nord und Süd dieses Gebirges direkt hinter der deutschen Grenze in Österreich. Schotterrinnen und Altschneefelder zwingen den Wanderer ehrfürchtig zu werden und seine Schritte wohl zu wählen. Was für eine grandiose Topopgraphie!ellmauer-tor-wanderung-outdoormaedchen (10)

Schon wenn man unten im Tal den Wilden Kaiser sieht, fällt besonders diese Scharte auf. Ein großer Einschnitt, auch aus der Ferne, mit großem Geröllfeld davor. Sieht steil aus, sieht geil aus.

Basislager Obere Regalm

Wir hatten uns für ein langes Wochenende auf der Oberen Regalm eingemietet, eine schnuckelige Almwohnung für bis zu 6 Personen. Marissa bewirtschaftet im vorderen Bereich noch die Almwirtschaft, der hintere Teil gehört ganz uns Bloggern an diesem Wochenende. Wir haben es in kleiner Runde geschafft, uns am Wilden Kaiser zu treffen. Ute von zwerg-am-berg.de, Uli von aufdenberg.de, Chris von klimbingkorns.de und wir beide, das Outdoormädchen und der Outdoorgourmand.
Ich hab diese kleine Tradition schon sehr lieb gewonnen, dass wir uns als Bloggerfreunde so alles halbe Jahr mal in den Bergen treffen, um gemeinsam auf Tour zu gehen.
Diesmal stand der Wilde Kaiser als Ziel auf unserer Wunschliste und der Nachtzug brachte uns mit gemütlichem Geschaukel zuverlässig hin.

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Über den Much-Wieser-Steig

Wir starten also zu unserer Tour bereits auf 1313m an der Oberen Regalm und schwingen uns schweißtreibend ca 200Hm hinauf bis zum Bergsteigergrab, um dann auf dem recht horizontal verlaufenden Much-Wieser-Steig entlangzulaufen. Es ist ein wirklich hübscher Steig, der ausgesetzt am Fels der großen Brocken entlangläuft. Immer wieder queren wir Schuttrinnen, manche Kraxelstellen sind seilversichert, die Hände kommen zum Einsatz. In den Morgenstunden fangen an diesem sonnigen Juni-Tag die Nadelbäume an zu duften, das satte Grün strahlt mit dem Blau des Himmels um die Wette. Die Wiesen summen und brummen voller Bienen und Co.

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Foto: Ute Watzl www.zwerg-am-berg.de
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Foto: Ute Watzl www.zwerg-am-berg.de

Wir müssen auch drei Altschneefelder queren, die noch in den Rinnen festhängen. Der Schnee ist gut zum Treten, etwas mulmig ist mir dennoch. Wenn man hier rutscht, rutscht man lang. Mit wachem Sinn und gutem Gleichgewicht hangeln wir uns drüber und stapfen weiter auf diesem wenig begangenen Weg.
Wir sehen schon von Weitem, wie viel auf dem Hauptzustieg zum Ellmauer Tor los ist. Auf Anhieb sehe ich bestimmt 15 Wanderer, die sich von der Gaudeamushütte hinaufschweißen. Aber so steil und lang wie der Weg verläuft, wird sich dieser Samstagstourismus gut verlaufen, dachte ich.

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Als wir auf den Hauptweg stoßen, weichen wir dem Turnschuh-Tourismus ebenso aus wie den schwer bekleideten Alpinisten, man kann es ja in beide Richtungen übertreiben. Selfie-Time an jeder Ecke, Teenie-Mädels übertreffen sich in ihrem Pastell-Outfit, die Pferdeschwänze hüpfen beschwingt den Berg hinauf, Gruppen in Klettersteig- oder Kletterausrüstung ziehen an uns vorbei. Joah, viel los hier und von so unterschiedlicher Couleur. Na gut, ich versteh schon, denn hier ist echt für die ganze Familie was dabei, wie man so schön sagt.

Der Steig hinüber zur Gruttenhütte sieht auch spannend aus, auf einem leichten A/B-Klettersteig. Für uns geht’s aber heute einfach hinauf zum Ellmauer Tor, das sind noch genügend Höhenmeter zu bewältigen.

Das gewalige Ellmauer Tor auf 2.006m

Je höher wir kommen, desto mehr zieht mich diese Scharte in ihren Bann, die Menschen kann ich ausblenden, jeder geht seinen eigenen Eselstritt. Ich höre zwischendurch immer mal wieder Stimmen, bleibe stehen, dankbar für jede Pause. Meine Augen suchen die Kletterer, die sich ihre Befehle zurufen. Sie sehen so klein aus an diesen Wänden. Zu klein, als dass sie je irgendwohin kommen könnten, wo das Terrain entspannter wird. Aber sie seilen sich alle sicher ab, gelangen irgendwann müde, aber zufrieden wieder ins Tal.

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Leider gibt es auch hier am Berg anstrengende Menschen: sie rennen die Altschneefelder und Geröllhalden runter, treten Steine los, verursachen einfach einen Höllenlärm. Auch hier übt man sich also in Geduld, am liebsten würde ich die irgendwo runterschubsen.

Nach viiiiielen Serpentinen erreichen wir ein kleines Plateau, yeah, jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Kante, um in die Steinerne Rinne auf der anderen Seite blicken zu können. Und zwischen uns und der Aussicht? Ein steiles Schneefeld. Gescheite Tritte findet man hier leider nicht, denn alle rennen, schlittern, rutschen und fluchen wie die Wildsäue diesen Hang hinab. Amüsant anzuschauen, aber ein Mädel rutschte mit dem Rücken in die Steine unten am Schneefeld. Autschn, also, das ist nicht mein Ziel. Sollte man definitiv vermeiden, ich glaub, sie hat sich richtig weh getan.

Der Schnee ist aber recht gut zu treten, es geht mit ein wenig Handarbeit dann fix bis nach oben und dann – Tadaaaa, stehe ich oben direkt im Ellmauer Tor. Ein Meisterwerk der Natur, eine Stein-Oase, ein Dohlen-Hotspot. Hier ist die perfekte Zeit für eine Brotzeit, es schmeckt einfach am besten nach so einem Aufstieg!

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Foto: Ute Watzl www.zwerg-am-berg.de

Ute und Christina schnappen sich noch voller Tatendrang ihre Helme und machen sich auf zur Hinteren Gpinger Halt. Ein ausgesetzter Gipfel, bei dem ich echt einen Helm empfehle. Als beide wohlbehalten wieder unten waren, erzählten sie, dass sie einmal einem Stein nur knapp haben ausweichen können – aus Versehen von einem oberen Wanderer losgetreten. Aber oben war es wohl echt genial. Ihren ganzen Bericht auf Englisch könnt ihr bei klimbingkorns.de nachlesen.

Verdienter Kaiserschmarrn an der Gaudeamushütte

Wir steigen wieder ab, denselben langen Weg hinab, durchs rutschige Geröll, kommen an der Kreuzung vorbei, die für uns den Einstieg zur Hauptroute markierte und wanken mit müden Beinen weiter hinab zur Gaudeamushütte auf 1.267m. Hömma, und dann einen Kaiserschmarrn, der war ultra herrlich!

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Dann mussten wir im Gegensatz zu den meisten anderen Wanderern nochmal Höhenmeter machen, denn wir mussten einmal um die Bergnase hch zur Oberen Regalm, unserem gemütlichen Wochenend-Basislager. Uffa, das waren dann doch nochmal 200 Höhenmeter – die waren deutlich anstrengender als noch morgens. Ute und ich schauten nochmal fix am Bergsteigergrab auf dem Rückweg vorbei, Nico war schon vorgelaufen, um das Duschwasser anzuheizen, Chris und Uli machten den Rückweg zum gemütlichen Spaziergang und waren pünktlich zum warmen Duschwasser in der Hütte. Was waren wir alle zufrieden, als die Sonne hinter den Felsspitzen des Wilden Kaisers verschwand, was waren wir müde. Natürlich gab es dann Pasta, natürlich schmeckte sie unfassbar gut.

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Tourenverlauf

Obere Regalm – Über Much-Wieser-Steig bis der Hauptwanderweg zum Ellmauer Tor erreicht wird – hoch zum Ellmauer Tor / noch höher zur Hinteren Goinger Halt – runter zur Gaudeamushütte – wieder hoch zur Oberen Regalm

2 Kommentare zu “Hohe Wände, hoher Puls – hinauf zum Ellmauer Tor (Wilder Kaiser)

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