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In einem Land vor unserer Zeit über den Via Ferrata Rio Sallagoni

Unter mir rauscht das Wasser des Sallagoni entlang, mein rechter Fuß sucht trittsicher den nächsten Eisenbügel, findet ihn, ich verlagere das Gewicht und genieße dann meine Umgebung. Viele Jahrhunderte schon sucht sich das Wasser seinen Weg in die Tiefe und gurgelt fröhlich durch die Felswand unterhalb des Castello Drena nahe des Gardasees. Wir klettern durch die wildromantische Schlucht des Rio Sallagoni, Schwierigkeit C und landschaftlich einfach einmalig.

Der beliebte Abenteuer-Klettersteig in den Gardasee-Bergen

In meinem Klettersteigführer wird dieser Via Ferrata sehr gelobt, aber auch als ’sehr beliebt“ beschrieben. Wir waren jetzt im März natürlich nicht alleine unterwegs, aber mit Startzeit um 09.30 Uhr wohl noch deutlich früher als die Masse – mit unserem Auto fanden sich insgesamt drei der Stahlrösser auf dem Parkplatz unterhalb des Castello di Drena, das war aushaltbar.
Unser Ziel, eben jenes Kastell, sehen wir bereits vom Parkplatz aus und auch die Schlucht ist ein ziemlich deutlicher Einschnitt in die Landschaft – zwischen uns liegen ca. 200 Höhenmeter. Ich fühlte mich an meinen ersten Klettersteig Burrone Giovanelli bei Mezzacorona zurückerinnert, bei dem wir auch immer dem Lauf des Wassers gefolgt sind und dabei traumhafte Felsformationen haben entdecken können.

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Klettersteig Rio Sallagoni – Teil 1

Im ersten Abschnitts bis hinter die zweite Drahtseilbrücke finden sich zwei C-Stellen, die den Steig insgesamt zu einem C-Erlebnis machen. Ich habe nur bei einer kurzen Stelle gemerkt, dass es wohl C sein muss, weil es einen leicht überhängenden Felsen zu umrunden galt – hier war einfach Armarbeit gefragt, aber ansonsten hatte ich keine Probleme, den Steig zu begehen.
In der Tourenbeschreibung wird immer wieder deutlich gemacht, dass einige Stellen glatt und steil seien – ja, das stimmt. Darüber sollte man sich schon im Klaren sein, denn dieser ‚beliebte‘ Klettersteig hat schon so viele Füße gesehen, sodass der Fels an manchen Stellen wirklich einfach nur rund getreten ist. Mit ein bisschen Geschick und einer gesunden Einschätzung für solche glatten Stellen, kann man sich hier aber mit ein paar kräftigen Zügen hochziehen. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, am Fels entlangzukraxeln und den Sallagoni unter sich zu wissen.

Jetzt im Frühjahr haben wir leider noch nicht viel neues Grünzeug, das in der Schlucht wächst, aber sobald die Bäume und Farne hier ausschlagen, muss man sich wirklich wie im Dschungel fühlen und wie in einem Land vor unserer Zeit, unberührt und magisch.

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Wir wechseln einmal noch die Wandseite, bevor uns das erste breite Schluchtental empfängt. Wow, was für ein verstecktes Kleinod. Die Wände ziehen sich breiter auseinander, bleiben aber ebenso hoch wie zuvor, Myriaden von Steinmännchen leben hier und zeigen einem (vielleicht) den richtigen Weg: Wer sich links hält, nimmt die erste Drahtseilbrücke in Front des kleinen Wasserfalls mit und wagt sich in höhere Lüfte. Wer rechts bleibt, kann mit einer Gehpassage diesen Luftikus-Weg auch einfach umgehen.

Eine leichtere Passage folgt nun, im Grunde benötigt man an den meisten Stellen keine Seilsicherung, dennoch nutze ich sie, gerade auch, weil meine Schuhsohlen nass sind und man immer mal blöd ausrutschen kann (und ich nebenbei nasse Felsen extrem blöd finde!).

Wir steigen auf in ein weiteres kleines Tal und bleiben staunend stehen: Ein riesiger Felsbrocken hat sich in die Schlucht gestellt, dicke Efeustränge haben sich bereits seit Jahrzehnten an ihm hochgeflochten und wir ganz unten kommen uns sehr klein vor, wenn wir durch diese enge Spalte wandern. Wer weiß, wann hier wieder was runterkommt – mein Helm steht mir heute außerordentlich gut!
Wer sich nun die nicht mit Stahlseil gesicherten Passagen zutraut, hat hier die Möglichkeit, aus der Schlucht auszusteigen.

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2. Teil des Klettersteigs ohne seilversicherte Passagen

Nach diesem schönen ‚Land vor unserer Zeit‘ folgen wir dem Wasserlauf weiter bergauf, meistern noch eine B-Passage, tänzeln über die zweite, kürzere Drahtseilbrücke und folgen dann im Flussbett selber der Schlucht immer weiter hinauf. Dieser Teil des Klettersteigs ist nicht mehr gesichert, aber die Stufen sind so praktisch und gut am Fels verteilt, dass ich ohne Mühe oder Angst dem Weg folgen kann. Nur sollte man sich bewusst sein, dass man trockenen Fußes eher selten hier durchkommt. Aber was für ein Erlebnis – durch das Flussbett, von Kiesel zu Kiesel springen und imemr nach dem Weg Ausschau halten. Nicht immer ist man sicher, wo es weitergeht, aber eins weiß ich nun: nach oben aus der Schlucht raus ist immer falsch, da landet man nur auf glatten Platten, die keinen Spaß machen.

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Um dicke Felsnasen und über gluckernde Steinstufen suchen wir uns unseren Weg immer weiter sanft bergauf. Viel zu früh für unser Empfinden zeigt sich an der linken Wand die letzte seilversicherte Stelle: der Ausstieg hoch zum Castello Drena.

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Wieder zum Parkplatz kommt man, indem man dem Fußweg von der Burg herunter folgt und leichten Schrittes durch die Olivenhaine wandert. Ein schön weicher Ausklang für eine tolle Abenteuerrunde.

Tipp zum Castello:

Die schnuckelige Burg kostet 3EUR Eintritt, ein Muss ist die Turmbesteigung, die eine wundervolle Aussicht auf die umliegenden Gardaseeberge bietet.

Persönliche Einschätzung der Schwierigkeit:

Ich habe keine Höhenangst, habe aber so manche Probleme mit ‚Zwergentod‘-Stellen. Ich habe wenig in den Armen, aber eine gute Kondition und eine gute Beinmuskulatur.

Für mich war der Rio Sallagoni-Klettersteig nicht wirklich C, eher B. Die ‚Schüsselstelle‘, eine Querung von der einen Schluchtenseite zur anderen mit einem größeren Schritt, war kein Problem für mich. Der leichte Überhang war dann für meine Arme dann aber doch bemerkbar sowie die ultraglatten Felsen.

> Alle Infos samt Topo rund um den Steig findet ihr bei bergsteigen.com

4 Kommentare zu “In einem Land vor unserer Zeit über den Via Ferrata Rio Sallagoni

  1. Hallo ! sehr schöner Beitrag über einen Klettersteig
    Habe auch schon einige gemacht aber noch nie in dieser Region !
    Die Klettersteige in Schluchten haben einfach auch was besonderes !

    1. Hey Manni,

      danke Dir! Die Gardasee-Berge sind traumhaft und das nicht nur wegen des Sees in der Nähe. Und ja, Du hast da definitiv recht – Schluchtensteige sind immer nochmal etwas Besonderes mit einem eigenen Flair.

      Liebe Grüße,
      Corinna

  2. Sieht super aus! Als wir 2011 am Gardasee waren, hatten wir leider das Klettersteiggehen noch nicht für uns entdeckt. Wenn wir das nächste mal dort sind, kommt dieser hier aber ganz sicher auf die Liste. Danke für den schönen Tourenbericht!

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