Born to Run von Christopher McDougall – Eine Rezension auch für Laufmuffel

„Ich liebte das Laufen nicht, aber ich wollte laufen“ (S.19). Dieser Mann spricht mir aus der Seele. Und spätestens von diesem Satz an wusste ich, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen geben würde, bis ich auch die letzte Seite verschlungen hätte.

„Born to Run“ ist ein Buch voller Absurditäten, voller verrückter Träume und verdammt viel Realität. Worum es geht? Ums Laufen. Um die Urform der menschlichen Bewegung. Nur einmal vorweg, damit wir uns hier nicht falsch verstehen – ich laufe nicht gerne. Immer noch nicht. Auch wenn ich meine Einstellung dazu in diesem Jahr wirklich ändern wollte (jaja, kann ich immer noch…), weil mich der Sport eigentlich wirklich fasziniert.

Christopher McDougall und die Tarahumara-Läufer

Die Identifikation mit dem Autor ist ziemlich schnell geschaffen: Er ist Läufer, immer wieder verletzt und kein Ass in dieser Disziplin. Aber er ist Journalist und will nicht hinnehmen, dass ihm alle möglichen Ärzte sagen, dass er fürs Laufen nicht geeignet sei.

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Christopher McDougall kommt dem Läufervolk der Tarahumara ganz zufällig auf die Spur und heftet sich auf der Suche nach ihnen an den eigenwilligen ‚Caballo Blanco‘, der ihn in die Welt der mexikanischen Copper Canyons mitnimmt, zwischen Drogendealern, höllenheißen Trips und einem absolut friedfertigen und lauffreudigen Volk.

Für Läufer, die sich schon seit Jahren diesem Thema der Ultramarathons widmen, sind Namen wie Scott Jurek, Barefoot Ted & Co. alte Hasen. Für mich aber klangen sie alle nach großen Abenteuern und irgendwie auch surrealen Persönlichkeiten – und dann googelt man sie und findet heraus, das diese Freaks wirklich all das geleistet haben, was der Autor von „Born to Run“ beschreibt.
Besonders fasziniert hat mich – natürlich – die Ultramarathonläuferin Ann Trason. Sie hat 14 Mal das Western States Endurance Rennen (100 Meilen) gewonnen, hat immer wieder alle Männer abgezogen und hat sich immer wieder durchgebissen. Was für eine Frau!

Aber zurück zum Buch: Ich mein, wer läuft freiwillig über 100km und dazu noch bei abartigen Temperaturen wie in Mexiko? Soweit geht meine Identifikation dann doch nicht… aber halt… so ganz möchte ich es nicht negieren, das Buch ist echt der Hammer. Denn obwohl mir mein Verstand sagt, dass ein Ultramarathonläufer schon aus einem anderen Holz geschnitzt ist als ich und meine Läufe im heimischen Wäldchen allenfalls als ‚putzig‘ bezeichnet werden können, schafft Christopher McDougall es dennoch, mich mit seinem Buch in seinen Bann zu ziehen, es wie einen Roman zu verschlingen und dem Laufen etwas Positives abzugewinnen, unseren Urinstikt darin zu erkennen:

„Das war das wahre Geheimnis der Tarahumara: Sie hatten nie vergessen, wie es sich anfühlte, wenn man das Laufen liebte. Sie wussten noch, dass das Laufen die erste Kunst war, die der Mensch beherrschte, unser ursprünglicher, inspirierter Schöpfungsakt“. (S. 128).

Ist das nicht ein Ansporn? Genau dieses Gefühl auch kennenzulernen? Zu fühlen? Der Büroalltag am Computer, dem auch ich mich unterwerfe, ist garantiert keine artgerechte Haltung. Aber wir sind zu bequem geworden, lassen uns gerne gehen. Meinen uns glücklich zu fühlen, wenn wir uns nicht bewegen ‚müssen‘. Was für ein Quatsch!
Ich weiß selber, wie gut es sich anfühlt, wenn man faul ist – aber nur, wenn man auch die Glückseligkeit der Strapazen kennt. Meint ihr nicht?

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Nur leider erzählt mir mein innerer Schweinehund immer wieder mit lieblicher Stimme, wie gemütlich das Sofa ist, wie entspannend es ist und wie abgrundtief anstrengend das Laufen ist.
Und dann habe ich dieses Buch in die Hände bekommen. Knapp 400 Seiten voller Motivation von Menschen, die echt zu krass sind für mich. Aber wenn ich davon nur ein Quäntchen mitnehmen kann, mich immer wieder an dieses Buch erinnere und mir die Leichtigkeit des Laufens vorstellen kann, dann erreiche ich sie vielleicht selbst irgendwann einmal.

Habe ich euch neugierig gemacht? Eine Leseprobe findet ihr hier und ein Video mit dem Autor gibt’s hier.
Als Hardcover kostet das Buch 19,95 €

Und danke, Basti von den Beuteltieren für diese tolle Empfehlung!

3 Kommentare zu “Born to Run von Christopher McDougall – Eine Rezension auch für Laufmuffel

  1. Hi!
    Das Buch ist vielleicht gut geschrieben – aber deine Rezension ebenfalls :) wer läuft schon freiwillig 100 km und das bei dieser Hitze – das habe ich mehrfach auf meinem ersten jakobsweg gedacht. Ich denke es auch heute noch. Und dennoch – wenn der Schweinehund mit der lieblichen stimme besiegt ist, ists jedesmal toll. Danke für den schönen Lesertipp – ich bin immer auf der suche nach neuem Stoff ;) Der hier hört sich spannend an.
    Danke.
    Iris

  2. :-)

    Ich hab das Buch seinerzeit auch verschlungen und auch wenn der innere Schweinehund
    oft die Oberhand behält, so hat das Buch bei mir doch dazu geführt, dass ich a)mehr und b)anders (minimaler) am Laufen bin.

    Daumen hoch auf jeden Fall.

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